Rogue One: A Star Wars Story (USA 2016)

„We have hope. Rebellions are built on hope!“ – Hoffnungsvoll rebellisch: Jyn Erso

Was viele Fans am historischen „Star Wars“-Auftakt (Episode IV) bemängeln, ist die Leichtigkeit, mit der die Rebellen den Todesstern vernichten können. Am Ende genügen zwei von Luke Skywalker in einen schmalen Schacht gefeuerte Torpedos, um die Niederlage des Imperiums zu besiegeln. Dass die gewaltige Raumstation, deren beispiellose Destruktionskraft ganze Planeten aus dem All fegen kann, so einfach zerstört werden kann, ließ arge Zweifel an der Befähigung der Bauherren aufkommen. Doch damit ist es nun vorbei. Denn „Rogue One: A Star Wars Story“ erhebt diesen dramaturgischen Lapsus zum Aufhänger eines famosen Prequels – und findet obendrein durchweg plausible Antworten.

Der Film ist das erste für sich allein stehende Kapitel der Sternensaga. Weitere werden kommen, so sieht es der langfristig angelegte Plan des Disney-Konzerns nach dem Rechteerwerb von George Lucas vor. Sollten die Folgewerke allerdings über die Qualität dieser willkommenen Ergänzung verfügen, dürfte die Begeisterung des Publikums gewiss sein. Dabei ist das eigentlich Bemerkenswerte an „Rogue One“ die Konsequenz, mit der Regisseur Gareth Edwards („Godzilla“) und die Autoren Chris Weitz („Der goldene Kompass“) und Tony Gilroy („Michael Clayton“) die Geschichte aufziehen. Der grundlegende Tenor ist überraschend düster gefärbt, der Kampf gegen das nach Allmacht strebende Imperium vollzieht sich im Stile eines Kriegsfilms. Auch die Rebellenallianz, in der Vergangenheit eher eine Sammlung idealistischer Gutmenschen, erhält eine bis dato unbekannte Ambivalenz.

Die wird vor allem durch Cassian Andor (Diego Luna, „Elysium“) zum Ausdruck gebracht, der als Spion der Rebellen auch vor kaltblütigem Mord nicht zurückschreckt. Er soll mit der befreiten Zwangsarbeiterin Jyn Erso (Felicity Jones, „Inferno“) auf den umkämpften Planeten Jedha fliegen, um den radikalen Freischärler Saw Gerrera (Forest Whitaker, „Arrival“), ihren Ziehvater, zur Kooperation zu bewegen. Dem ist der abtrünnige imperiale Frachterpilot Rook (Riz Ahmed, „Four Lions“) in die Hände gefallen, der eine Nachricht von Jyns leiblichem Vater Galen (Mads Mikkelsen, „Doctor Strange“) bei sich tragen soll. Als Entwickler des Todessterns ist dessen Bedeutung für den Lauf der Geschichte immens. Entgegen seiner moralischen Grundwerte hat sich Galen dem Willen des geltungssüchtigen Imperiums-Bauleiters Orson Krennic (Ben Mendelsohn, „Bloodline“) unterworfen, dabei jedoch eine entscheidende Schwachstelle in die interstellare Massenvernichtungswaffe eingebaut.

Nachdem der Prolog die Vorgeschichte von Jyn und ihren Eltern erörtert hat, entspinnt sich ein Marathon wuchtiger Actionsequenzen. Das Pulverfass Jedha erlaubt Verweise zum Krieg in Afghanistan oder dem Irak. Hier die imperialistischen Eindringlinge, dort die aus dem Hinterhalt attackierenden und in Bergverstecken lebenden Aufrührer. Bevor das Imperium mit einem Testlauf des Todessterns spektakuläre Verwüstung bringt, verbünden sich Jyn und Cassian mit dem blinden Kampfkünstler Chirrut Imwe (Donnie Yen, „Ip Man“) und dessen Gefährten Baze Malbus (Wen Jiang, „Let the Bullets Fly“). Mit Rook im Gepäck machen sie sich auf, Galen zu finden und – letztlich auf eigene Faust – die Baupläne des Todessterns von einem schwer bewachten Planeten mit pazifischem Flair zu stehlen. Für humorige Momente sorgt dabei einzig K-2SO (mit der Stimme von Alan Tudyk, „Trumbo“), ein umprogrammierter imperialer Droide mit Hang zu sarkastischen Begleitkommentaren.

„Rogue One“ ist ein im besten Sinne erwachsener Beitrag zur Saga. Die Macher beschreiten nicht den Weg des geringsten Widerstands, sondern schaffen ein ergänzendes Kapitel mit festem Sitz zwischen der ersten und zweiten Trilogie. Der dabei betriebene Aufwand wird exemplarisch am 1994 verstorbenen Peter Cushing deutlich, der mit Hilfe des Motion-Capture-Verfahrens als General Moph Tarkin zurückkehrt. Ein Wiedersehen gibt es daneben mit „Star Wars“-Ikone Darth Vader, neuerlich gesprochen von James Earl Jones, der neben Martial-Arts-Star Donnie Yen einziger Verweis auf die Macht der Jedi bleibt. Insgesamt orientiert sich der im Detail anspielungsreiche Film stark an George Lucas‘ ursprünglicher Vision (man beachte die Rebellenpiloten mit Schnurbart), wirkt jedoch deutlich dreckiger und stellt selbst die bislang düsterste Episode V („Das Imperium schlägt zurück“) in den Schatten. Im Gedächtnis bleibt vor allem das Ende, bei dem der Begriff Himmelfahrtskommando verblüffend wörtlich genommen wird. Dass die exakte Anknüpfung an Episode IV schlussendlich ein wenig gewollt wirkt, ist angesichts dieses überraschend vielschichtigen Stück Bombast-Kinos mehr als verzeihlich.

Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

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