Reykjavik Whale Watching Massacre (IS 2009)

harpoonIn scheinbar jedem Land gibt es die Verrohten, die Degenerierten, die jenseits der großen Städte ein Leben bestreiten, das in der Tötung ahnungsloser Reisender seine Erfüllung findet. So auch in Island, so auch bei Júlíus Kemps „Reykjavik Whale Watching Massacre“. In verwaschener Optik taucht der international auch „Harpoon“ betitelte Streifen in die Nachtwelt Reykjaviks ein und bleibt im abgefucktesten Underground-Club der Hauptstadt auf der deutschen Touristin Annette (Pihla Viitala) hängen. Die ist mit einer Freundin gekommen, um Wale zu sehen. Doch ihre Begleiterin hat keine Lust und verschwindet mit einer Zufallsbekanntschaft in die Nacht.

Tags darauf macht sich Annette allein zum Hafen auf und erreicht mit knapper Not das Ausflugsboot von Kapitän Pétur (ohne ´Leatherface´-Maske praktisch nicht zu erkennen: Gunnar Hansen). An Bord trifft sie auf eine Touristengruppe, die überspitzter kaum sein könnte: Ein alternder Hausfrauenzirkel, ein betrunkener Franzose, ein japanisches Touristenpaar mit unterdrückter Angestellter. Ein Matrose versucht Annette gar in seiner Koje zu vergewaltigen. Der Kapitän findet derweil die Wale nicht und bittet per Funk ausgerechnet eine alte Walfänger-Sippe um Beistand, die durch Artenschutzabkommen ihrer Existenzgrundlage beraubt wurde. Was das bedeutet, weiß der kundige Genrekenner seit dem „Blutgericht in Texas“ zur Genüge.

Auf die Naturfreunde jedenfalls sind Mutter und ihre beiden Söhne gar nicht gut zu sprechen. Als der volltrunkene Franzose den Kapitän bei einem grotesken Unfall zu Tode bringt und der Annette bedrängende Bootsmann unverhohlen das Weite sucht, sind die Urlauber dem über sie kommenden Schrecken hilflos ausgesetzt. Der Film braucht den üblichen Vorlauf, ehe Blut und Gewalt die Oberhand gewinnen und ein standardisiertes Gemetzel seinen Lauf nimmt, das über vorhersehbare (man könnte auch sagen billige) Schockeffekte Wirkung zu erzielen versucht. Gelingen will das allerdings nur selten. Der Terrorfilm lebt vom Mitleiden des Zuschauers mit den Opfern. Nur könnte deren Schicksal hier kaum egaler sein.

Sie verkommen zu albernem Schlachtvieh, das für eine Parodie aber noch zu ernsthaft durch den gewollt hoffnungslosen Parcours aus Folter und Tod getrieben wird. Ein paar deftige Splatter-Einlagen sollen das abgestumpfte Publikum bei Laune halten. Einfallsreich ist aber lediglich die Entzerrung des Schwulenklischees durch den wehrhaften Leon (Terence Anderson). So bietet „Reykjavik Whale Watching Massacre“ Grauen nach Maß, vor allem aber nach Mittelmaß. Ein paar gelungene Bilder und Hansens Mitwirken können nicht davon ablenken, dass das Thema schon weit nervenzerrender und vor allem auch bissiger abgehandelt wurde.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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