Religulous (USA 2008)

religulousStatistisch gesehen sind 16 Prozent der amerikanischen Bevölkerung Ungläubige. Diesen Atheisten, Agnostikern und Skeptikern hat Star-Komiker Bill Maher einen Film gewidmet. Schließlich sei ihre Position in der Öffentlichkeit sträflich unterrepräsentiert. Und so begibt sich der bekennend gottlose Zyniker auf eine Reise, durch die Welt und gleichwohl ihre Religionen. Vor der Kamera agiert Maher gewohnt unverblümt, respektlos, manchmal sogar selbstverliebt und entlarvt so den ganz alltäglichen Irrsinn von Gläubigen und ihren (nicht selten) grotesken ideologischen Lebensauffassungen.

Der passende Titel dazu lautet „Religulous“, als Neologismus ein Kombinat aus Religion und Lächerlichkeit. Vorwerfen kann man ihm das vorgefasste Auskommen. Aber wer würde es Maher und seinem Regisseur Larry Charles („Borat“) übel nehmen? Als Gesprächspartner fungieren weitgehend dankbare Opfer. Beispielsweise der Jesus-Darsteller eines christlichen Vergnügungsparks in Florida, der vor Publikum gleich mehrmals täglich ans Kreuz geschlagen wird. Oder die schwulen Amsterdamer Moslems. Erst recht der mit Holocaust-Leugner Ahmadinedschad sympathisierende Rabbiner.

Nur zweimal kommen ernstzunehmende Theologen zu Wort. Es verblüfft, dass ausgerechnet sie rational argumentieren und dem biblischen (Aber-)Glauben kritisch gegenüberstehen. Diese Art der Dokumentation, die gern mit amüsanten Einspielern arbeitet und Polemik als bewusstes Stilmittel einsetzt, ist durch Michael Moore („Fahrenheit 9/11“) salonfähig geworden. Nur emotionalisiert Maher nicht. Er macht keinen Hehl daraus, dass er die Fundamente der Weltreligionen für ausgemachten Humbug hält. Auch die Scientologen bekommen ihr Fett weg. Jedoch nur am Rande. Ihre Glaubenslehre ist einfach zu absurd.

Mit satirischer Schärfe und entwaffnender Direktheit kontert der Komiker seine Gegenüber aus. Er lässt sie einfach reden und hakt an den richtigen Stellen nach. Dem Spott setzen sie sich selbst aus. Fast automatisch. Ein treffliches Beispiel ist der Politiker, der die Schöpfungsgeschichte der Evolutionstheorie vorzieht und am Ende in peinlich berührtes Stillschweigen verfällt. Diese enorm kurzweilige Einführung in die Religionskritik ist oft brüllend komisch und dank des bohrenden Zweiflers Maher bissig genug, um den erhobenen Zeigefinger stilsicher zu umschiffen. Gar nicht witzig finden das wohl nur religiöse Fundamentalisten.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

 

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