Reine Familiensache (USA 2005)

reine-familiensacheDer Aufschwung in Paul Reisers Karriere kam mit dem TV-Dauerbrenner „Mad About You“. Zuvor hatte er sich als Nebendarsteller bewährt und spielte unter anderem in „Beverly Hills Cop“ und „Aliens“. Des weiteren betätigt er sich als Stand Up-Comedian. In der hierzulande als Verleihpremiere veröffentlichten Tragikomödie „Reine Familiensache“ beweist er einmal mehr Vielseitigkeit und fungiert als Produzent, Darsteller und erstmals auch als Filmautor. Dank seines Einsatzes, der sicheren Regie von Raymond De Felitta („Cafe Society“) und einem herrlich knattrigen Peter Falk ist die Familienkomödie ein echtes Vergnügen.

Als Inspektor Columbo schrieb Falk Fernsehgeschichte. Mehr als zwanzig Jahre trug er den zerknitterten Trenchcoat und gab das liebenswert schusselige Kriminalgenie. Gestik und Mimik sind bis heute unverwechselbar. Sie tragen ihn auch durch diese heiter melancholische Humoreske. Darin wird Falk als alternder Sam Kleinman von seiner Frau (Olympia Dukakis, „Mondsüchtig“) verlassen. Nach 47 Jahren Ehe. Ohne Vorwarnung. Einzig belegt durch einen Abschiedsbrief. Sein Sohn Ben (Reiser) ahnt nichts von dem Vorfall. Bis der Vater eines Abends vor der Tür steht. Eine spontane Wochenendreise ins Grüne soll den kauzigen Sam auf andere Gedanken bringen. Der Beginn eines chaotischen Selbstfindungstrips.

Die entschleunigte Erzählung verleiht der reflexiven Gefühlsduselei eine grundfeste Entspanntheit. Die dramatischen Aspekte kommen zu ihrem verdienten Recht, werden durch Falks famose Darbietung aber angenehm ironisch verzerrt. Der Humor ist dem Tempo des Films angepasst und nur selten auf flüchtige Gags bedacht. An und ab pfeift Falk der Darmwind aus der Hose, doch trägt selbst die Situationskomik zur Ausprägung der Charaktere bei. Nicht gänzlich gelungen und ohnehin nur von peripherer Bedeutung ist die wiederholte Telefonkonferenz zwischen Ben und seinen drei Schwestern, welche mitunter an Diane Keatons „Aufgelegt!“ erinnert.

Im Laufe der Reise kommen sich Vater und Sohn näher. Der spontane Road-Trip, geboren aus einem Unfall mit Bens Wagen, mündet in Sams Erwerb eines restaurierten Oldtimers. Mit diesem werden Erinnerungen aufgefrischt, Angelausflüge nachgeholt und in gemächlicher Geschwindigkeit Zweifel in der familiären Beziehung ausgeräumt. Ohne Überdramatisierung und süßlich klebrige Moralabhandlungen siegt die späte Liebe über den Starrsinn. Eine Lektion, von der auch Ben Nutzen für seine Ehe ziehen kann. „Reine Familiensache“ appelliert an Kopf und Bauch, ein klassischer Gefühlsfilm mit Herz, Humor und nicht zuletzt einer weiteren Paraderolle für den großartigen Peter Falk.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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