Reine Chefsache (USA 2004)

reine-chefsacheDie Karrierekurve von Scarlet Johansson zeigt steil nach oben. Über kleinere Rollen in „Der Pferdeflüsterer“ (1998) und „Ghost World“ (2000) empfahl sich die heute 21-jährige als angehende Charakterdarstellerin und vollzog durch „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ und „Lost in Translation“ (beide 2003) die Wandlung von der Kindfrau zur Diva. Kleinere Nebenparts wie der von Dennis Quaids Filmtochter in der Dramödie „In Good Company“ – vom deutschen Verleih mit dem banalen Titel „Reine Chefsache“ abgespeist – werden in Zukunft wohl eher die Ausnahme bilden. Nicht zuletzt, da die stilisierte Werbeikone mit „Die Insel“ (2005) auch den Blockbuster für sich entdeckt hat.

Seit mehr als zwanzig Jahren ist Dan Foreman (Dennis Quaid, „Alamo“) Leiter der Abteilung für Anzeigenverkauf eines bedeutenden US-Sportmagazins. Umso größer der Schock des Veterans, als ihm der Mittzwanziger Carter Duryea (Topher Grace, „Mona Lisas Lächeln“) als neuer Vorgesetzter präsentiert wird. Seines Postens enthoben, arrangiert sich Dan notgedrungen mit der unangenehmen Situation, um die Versorgung seiner Familie gewährleisten zu können. Bedingt durch die mangelnde Erfahrung Carters und betriebsbedingte Entlassungen langjähriger Kollegen bleibt das Verhältnis zwischen beiden gespannt. Als sich der neue Chef auf eine Affäre mit Dans ältester Tochter Alex (Scarlett Johansson) einlässt, stehen die Zeichen endgültig auf Sturm.

Mit „American Pie“ (1999) revolutionierte Regisseur Paul Weitz das Genre der Teenie-Komödie, ehe er gemeinsam mit Bruder Chris über „About a Boy“ (2002) subtilere Wege einschlug. „In Good Company“ – zu dem er auch das Drehbuch verfasste – unterstreicht die ambitionierte Abkehr vom infantilen Pennälerklamauk und läuft mit seinem Bestreben ernsterer Zwischentöne trotzdem auf Grund. Denn die in seichter Moral badende Geschichte tendiert unentschlossen zwischen Drama und Komödie und kreiert einen klischeetriefenden Hybrid mit stattlichem Unterhaltungswert. Weitz‘ Blick verweilt an der Oberfläche, riskiert kaum den Vorstoß in die Tiefe und reicht so kaum über das Niveau platter Pauschaldramatik hinaus.

Die Problematik des Arbeitsmarktes auf dem Vormarsch der Globalisierung dient lediglich als Angelpunkt für aufgesetzten Schmonz. Randfiguren wie Dans langjähriger Kollege Morty (David Paymer, „State and Main“) oder Firmeneigner Teddy K. (Malcolm McDowell, „Uhrwerk Orange“) bleiben auf einzelne Wesenszüge reduzierte Abziehbilder polarisierender Meinungs- und Schicksalsformen. In weiteren Rollen agieren Marg Helgenberger („Erin Brockovich“), Philip Baker Hall („Magnolia“) und Selma Blair („Hellboy“). „In Good Company“ ist ein familienfreundlicher Unterhaltungsfilm, dessen aufgesetzter Anspruch hinter realitätsferner Dramaturgie und inhaltlicher Transparenz ausbleicht. Es ist eben nur ein Film, ein beschönigender wie verharmlosender Zerrspiegel der Realität. Aber mehr als das ist eigentlich auch nicht zu verlangen.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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