Refused – Songs to Fan the Flames of Discontent (1996, Burning Heart Records)

refused-songs-to-fan-the-flame-of-discontentMeine Fresse, ist diese Band gut! Nicht wenige Freunde des gepflegten Ohrenrappelns schrien genau das in ekstatischer Freude heraus, als REFUSED 1996 ihre zweite Platte „Songs to Fan the Flames of Discontent“ vorstellten. Ihr Weg dorthin führte über die alte Schule des Hardcore und im Besonderen das Werken und Wirken der GORILLA BISCUITS. Denen sollte Front-Schreihals Dennis Lyxzén später mit AC4 neuerlich Ehrerbietung erweisen. Die erklärten – und offensichtlichen – Wurzeln blieben auf ihrer ersten über Burning Heart Records veröffentlichten Full Length (der Vorgänger „This Just Might Be… the Truth“ erschien anders als die vorangegangenen EPs bei Startrack) jedoch nur noch entfernt erkennbar.

Bereits zwei Jahre vor dem Über-Album „The Shape of Punk to Come“ bewiesen die Schweden, dass ihnen das Korsett des zeitgenössischen Hardcore zu eng geworden war. Die Wucht, die Leidenschaft und das songsschreiberische Gespür für die (dezente) Vermengung verschiedener Stilrichtungen resultiert in eine mitreißende und angenehm eigenständige Hitfabrik, die den kommenden Meilenstein weit mehr als nur zart andeutet. Schon der Auftakt „Rather Be Dead“ brennt sich förmlich in die Gehörgänge und bleibt bei aller Klasse der treibenden Rhythmuswechsel sympathisch ruppig. Die Platte ist Lyxzén-typisch hoch politisch, dabei textlich jedoch simpler formuliert und weniger lyrisch als viele der später von ihm geschriebenen Stücke.

„Songs to Fan the Flames of Discontent“ ist wie ein Herz, das fortlaufend Blut pumpt. Alles ist ständiger und beständiger Bewegung unterworfen. Die 12 Nummern entwickeln sich aus einem Verständnis heraus, das altbewährte Elemente nicht einfach neu verknüpft, sondern den Hardcore als übergeordnete Idee weiterentwickelt. Der wuchtige Sound, den REFUSED mit Produzent Pelle Gunnerfeldt (THE HIVES) entfesseln, zeugt von einer unbändigen Wucht und mutet nicht allein bei „Worthless is the Freedom Bought…“ oder „Beauty“ wie purer Sprengstoff an. Heraus stechen aber insbesondere die Nummern, bei denen die Grenzen des Hardcore spürbar erweitert werden – das rockige und groovend nach vorn preschende „Coupe d’État“ oder auch das den Post-Hardcore streifende „Return to the Closet“. Die Platte ist eine schiere Urgewalt und eine Blaupause dafür, wie begeisternder Hardcore klingen muss. Dass ihre Urheber mit dem Folgewerk Musikgeschichte schrieben, mindert die Klasse dieses Vorgriffs keineswegs. Einfach großartig!

Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

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