[Rec] 3 – Genesis (E 2012)

rec-3Ein Horrorfilm für Hochzeitsmuffel: In „[•Rec]3 – Genesis“ sprengen die spanischen Zombie-Horden eine Vermählungsgesellschaft und brechen zugleich aus dem vorgegebenen Raster des Mockumentary-Stilismus aus. Eine durchaus weise Entscheidung, fällt es im Metier der wacklig geführten Handkameras doch zunehmend schwer, plausible Gründe für jene unabdingbare Motivation zu finden, das plötzlich aufkommende Grauen dokumentarisch festhalten zu wollen. So hält Paco Plaza, der Regie und Skript diesmal ohne seinen angestammten Partner Jaume Balaguéro bewerkstelligte, lediglich die ersten 20 Minuten am gewohnten visuellen Erscheinungsbild fest.

Dabei zeigt er das Drumherum der Eheschließung von Clara (Leticia Dolero, „Spanish Movie“) und Koldo (Diego Martín, „Wächter der Apokalypse“), ihre Familien und Freunde. Irgendwo dazwischen darf ein Onkel vom Biss eines totgeglaubten Hundes berichten. Der Zuschauer weiß natürlich um die Folgen. Und so speit der infizierte erst Blut, stürzt von der Galerie in die Gästeschar und reißt schließlich folgenschwer ein erstes Opfer. Die übliche Kettenreaktion später verschanzt sich eine Gruppe Verschreckter in der Küche, wo der Bräutigam einem der Handkamerafilmer nach dessen Bekenntnis, doch alles für die Nachwelt festhalten zu wollen, das Aufnahmegerät aus der Hand schlägt.

Mit der späten Titeleinblendung folgt der Perspektivwechsel und mit ihm die Abkehr vom konzeptionellen Minimalismus. Daneben allerdings halten sich Überraschungen in Grenzen. Der in Teil zwei aufgeworfene religiöse Anklang erhält durch dämonische Spiegelbilder der infizierten Fleischfresser Zufuhr, die sich durch Bibellesungen zudem in Schach halten lassen. Der eigentliche Kern der Geschichte zielt aber auf das Brautpaar, das, voneinander getrennt, jeweils versucht den anderen im Chaos ausfindig zu machen. Der Rest der Besetzung taugt da nur zum Kanonenfutter und wird der Reihe nach blutig aus der Handlung getilgt. Da passt es, dass die Effekte ohnehin deutlich stärker im Vordergrund stehen als bei den mehr auf Atmosphäre geeichten Vorgängern.

Die erweiterten Möglichkeiten der Inszenierung nutzt Plaza jedenfalls mit sichtlicher Freude. Zu launiger Musikuntermalung darf Clara die Kettensäge schwingen, während ihr Liebster in Rüstung Köpfe mit dem Streitkolben zu Klump haut. Die Splatter-Fraktion kommt im von tieferem Ernst weitgehend befreiten Blutbad locker auf ihre Kosten und auch das tragisch umwehte Finale verfehlt seine Wirkung nicht. Dass der Plot höchstens wie eine lose Ergänzung wirkt und deutlicher an üblichen Zombiefilm-Standarten ausgerichtet ist, mag „[•Rec]3“ zwar nicht als Genre-Primus ausweisen, gut unterhalten fühlen darf man sich in diesem sehenswert gefertigten Untoten-Festival aber durchweg.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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