Ray (USA 2004)

rayAls der große Ray Charles Robinson im Sommer 2004 im Alter von 73 Jahren einem diagnostizierten Leberleiden erliegt, verneigt sich nicht nur die Musikwelt. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, als Kind erblindet, findet Ray Charles Robinson seinen Weg durch die Musik. Er veröffentlicht dutzende von Alben, schreibt Hit an Hit und gilt als einer der einflussreichsten Musiker der Geschichte. Bis zu seinem Tode arbeite Ray Charles gemeinsam mit Darsteller Jamie Foxx an der Verfilmung seines Lebens, dass von Regisseur Taylor Hackford („Ein Offizier und Gentlemen“, „Im Auftrag des Teufels“) beeindruckend und bewegend in zweieinhalb Stunden erzählt wird.

Der junge Ray Charles Robinson wächst im Süden der Staaten gemeinsam mit seinem kleineren Bruder George (Terrone Bell) bei seiner hart arbeitenden Mutter Aretha (Sharon Warren) auf. Diese bemüht sich so gut es geht, ihren Söhnen die Armut zu ersparen und trichtert ihnen tagtäglich ein, dass man mit Willen und Stärke es im Leben zu etwas bringen kann. Mit fünf Jahren ertrinkt George in einem Waschzuber, der versteinerte Ray kann seinem Bruder nicht helfen. Bilder, die ihn ein ganzes Leben lang begleiten werden. Ein Jahr später der nächste Schlag für die Familie, als Ray Probleme mit seinen Augen bekommt und eine seltsame Flüssigkeit aus ihnen austritt. Binnen zwei Jahren erblindet der Junge komplett, wird jedoch von seiner Mutter jeden Tag aufs Neue dazu gedrängt, sich mit der Lage auseinanderzusetzen und er lernt fast spielerisch, mit seinem Handicap umzugehen.

Nach einigen Jahren auf einer Blindenschule zieht es Ray Charles nach Seattle, wo er als talentierter Musiker erste kleinere Erfolge feiert, von seinen angeblichen Freunden jedoch ausgenommen wird. Er zieht weiter nach Los Angeles, feiert über viele Jahre mit seinem einer Familie ähnelnden Label „Atlantic“ große Erfolge, heiratet früh, wird mehrfacher Vater. Doch auch Schattenseiten gibt es in seinem Leben. So hängt er bereits früh an der Nadel und konsumiert Heroin. Zudem kann er nicht von anderen Frauen lassen, was zwangsweise weitere uneheliche Kinder mit sich bringt. Als er „Atlantic“ in Richtung des Majors „ABC“ verlässt, kann Ray Charles weitere Erfolge feiern, wird jedoch Mitte der 60er, als er bereits zu einem der erfolgreichsten Künstler der Welt zählt, mit einer großen Menge Heroin erwischt. Der folgende harte Entzug verändert sein Leben, im Anschluß rührt er kein Heroin mehr an, sondern lebt ausschließlich weiter für seine Musik.

Es wäre unmöglich, alle Geschehnisse von 73 Jahren Ray Charles in einem Film unterzubringen. Und so beschränkt sich Regisseur Taylor Hackford vor allem auf die Anfänge des begnadeten Musikers, bis hin zu seinem Drogenentzug und Lebenswandel in den 60er Jahren. Beschönigt wird in diesem Zusammenhang nichts, denn neben der zentralen Rolle seiner Musik, die damals nicht nur erfolgreich, sondern in manchen Kreisen auch äußerst kontrovers war, wird auch seiner notorischen Fremdgeherei und seinem Drogenkonsum genügend Raum gewidmet. Man hat es hier nicht mit einer fehlerfreien Musikerlegende zu tun, sondern vielmehr mit einem Junkie und vor allem auch egoistischen Zeitgenossen, der privat wie beruflich lediglich nur seine Meinung akzeptierte. So werden u.a. seine Probleme mit der Kirche beschrieben, die aus dem Mix von Soul und Gospel Ketzerei herleiten wollte, als auch sein Ablehnung gegen den Rassismus, was ihn dazu verleitete, nicht mehr in den Regionen zu spielen, in denen Schwarze diskriminiert wurden. Dies brachte ihm zwar mehrfach Ärger und auch hohe Kosten ein, doch wich er von seiner einmal entschiedenen Meinung auch nicht ab.

Grandioses bietet Hauptdarsteller Jamie Foxx („Collateral“, „An jedem verdammten Sonntag“), der nicht einfach nur Ray Charles spielt, sondern es auch wirklich zu sein scheint. Monatelang konnte er persönlich von Ray Charles lernen und unterzog sich selbst einem strammen Programm, um vor allem die Blindheit des Musikers glaubwürdig darstellen zu können. Die Gestiken, die Bewegungen, an Jamie Foxx wirkt alles und jederzeit echt. Der mehr als verdiente Lohn für diese beeindruckende Performance war der Oscar als bester Hauptdarsteller. Doch „Ray“ ist bis in die Nebenrollen perfekt besetzt, wobei sich vor allem Richard Schiff („Jurassic Park – Vergessene Welt“, „Ich bin Sam“) sowie Curtis Armstrong („Party Animals“, „Voll auf die Nüsse“) als frühe Freunde und maßgebliche Wegbereiter von Ray Charles auszeichnen. Doch auch kleinere Rollen wie die von Larenz Tate („Menace II Society“, „Dead Presidents“), Bokeem Woodbine („Dead Presidents“, „2000 Miles to Graceland“) oder auch Kerry Washington („Bad Company“, „Die Promoterin“) als Ehefrau von Ray Charles überzeugen in jeder Szene.

„Ray“ ist trotz allem Leid und Schmerz, der hier verschiedenen Personen widerfährt, einfach nur ein schöner und beeindruckender Film. Erstklassig gespielt, perfekt ausgestattet und auch erzählerisch durchaus „spannend“ inszeniert, denn Taylor Hackford zeigt einiges erst im weiteren Verlauf des Films durch Rückblenden. Natürlich ist der Film mit vielen Songs (u.a. „Hit the Road Jack“, „I Can’t Stop Loving You“) der Musiker-Legende bestückt, die manche sicherlich nur als Neuauflage kennen werden und deren Entstehung hier quasi mit verfolgt wird. Ein großer Film, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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