Puppet Master: Axis of Evil (USA 2010)

puppetmaster9Als wäre es gestern gewesen. 1989: Die DDR feiert 40-jähriges Bestehen, Nirvana debütieren mit „Bleach“ und in Berlin findet die erste Love Parade statt. All diese Ereignisse haben ihre Spuren in der darauffolgenden Historie der Menschheit hinterlassen. Doch nennt man das schicksalhafte letzte Jahr des Neon-Jahrzehnts, darf eine Begebenheit nicht unerwähnt bleiben. Der Auftakt der „Puppet Master“- Reihe!

Mittlerweile sind wir im Jahre des Herren 2011 angelangt. Die Band, die Party und sogar die Republik gibt es nicht mehr. Allein die Puppen haben es geschafft. Charles Bands Full Moon Studio (das Perpetuum Mobile der billigen Filmwirtschaft) versorgt die (*hust!*) Pupploitation-Fans schon seit unglaublichen zwei Dekaden mit immer abstruseren Geschichten um den Puppenkreator André Toulon und seine lebendigen Minis, die wie einst die Riesenechse Godzilla mal gegen das Gute, mal gegen das Böse antreten durften.

Abenteuer Nummer zehn (das Crossover mit „Demonic Toys“ einbezogen) zeigt zu Beginn nochmals den zum Mythos gewordenen Abgang Toulons im Bodega Bay Inn anno 1939. Da man es bei Fool Full Moon mit Logik und Kontinuität nicht unbedingt so genau nimmt, wurde die Historie schon im dritten Teil über den Haufen geworfen. Zuvor wird uns eben noch einmal exakt gezeigt, wie die Nazis zu spät kommen, da der alte Franzos´ seine tüchtigen Holzfreunde verstecken konnte, bevor er sich ein 9mm-Vollmantelgeschoss durch den Thalamus jagt. Dass hier als Vorgeplänkel allen Ernstes die ersten Minuten des vor zwei Jahrzehnten gedrehten Originals aufgetischt werden, schont immerhin das knappe Budget.

Die, nennen wir sie mal freundlicherweise Geschichte des neuen „Puppet Master“ setzt da an, wo der eingeschmuggelte Prolog endet. Es ist immer noch 1939. Der junge Danny Coogan (die Namen der Figurausfüller können getrost übergangen werden) kann aufgrund seines Humpelbeins nicht in den Kriegsdienst eintreten. Eigentlich könnte er das sowieso nicht, da die USA erst im Dezember 1941 aktiv in den Zweiten Weltkrieg eingriffen, aber die Vollpfosten, die diesen filmischen Giftmüll fabrizierten, dürften solche Fakten vermutlich nicht sonderlich berühren. Bruder Don darf aber, und das macht unseren Danny ganz traurig.

Nur (die erstaunlich jung gebliebene) Mama Coogan freuts, denn so hat sie wenigstens einen ihrer Goldjungen in der Nähe. Ach ja, Danny hat auch eine Freundin, Beth, die von einer jungen Dame gemimt wird, die für die Kunst der gespielten Schau genauso geschaffen wurde wie Silvio Berlusconi für die Monogamie. Dan findet natürlich Toulons Puppen und die zwei Nazis vom Anfang finden ihn, weil in dem Lager, in dem Beth arbeitet eine „Geheimzutat“ gelagert wird, die die Amerikaner für eine neue Superbombe benötigen. Oder so ähnlich. Der Verwicklungen nicht genug, mischt auch eine Geheimnis umwitterte Japanerin mit, die sich, clever wie sie ist, in der Oper in Chinatown versteckt (die Amis können Asiaten doch sowieso nicht unterscheiden!).

Diese lässt es sich aber nicht nehmen, in voller Geisha-Montur durch die Szenerie zu schlurfen und mit den Nazis zu paktieren. Sie und ihre mächtige Organisation (zwei ungemein finster dreinblickende Japaner) helfen den Krauts bei ihrer terroristischen Planung für die Unterwerfung des amerikanischen Volkes. Vier Männlein und ein übergeschminktes Weib mit künstlichen Nägeln. Was fehlt da noch? Lebendige Killerpuppen als Retter in der Not natürlich. Es gibt selbstredend auch einen neuen Spieler im Team, dieses Mal dürfen wir uns über eine hässliche Ninjapuppe freuen, die mit Shurikens hantieren kann und eigentlich den Geist vom getöteten Don beherbergt, weil Danny ihn per Spritze verpflanzt hat. Aber hey, wer (nicht) in einen Krieg ziehen kann, der eigentlich noch gar nicht in voller Besetzung tobt, der kann auch per Injektion den Wesenskern eines Menschen verpflanzen, jawohl!

Am Schluss sind die Faschos tot, die weibliche Fu Manchu für die allerärmsten schnappt sich im Getümmel einige der Puppen und verschwindet in die dunkle Nacht. Der neue Geppetto Danny kündigt seiner Holden und den verblieben Puppen mit geschwelgter Brust an, dass wenn die Japse Krieg haben will, so kann sie ihn haben! Dem Mega-Cliffhanger folgen direkt die Credits und der Welt bleibt nur übrig, auf Part elf zu warten! Gleich auf den Punkt gebracht: Sogar für eine Charles Band-Produktion ist der jüngste „Puppet Master“ einfach nur eine unglaubliche Zumutung. Die wiederverwerteten Schnipsel aus den Vorgängerteilen sind noch das Beste am wiederum von David DeCoteau (die Menschenrasse dankt für die Folgen drei, sechs und sieben) inszenierten Mumpitz. Der Rest ist komplett für die Tonne!

Auf Darstellerseite schießt die japanische Geisha-Bösewichtin den Vogel ab. Sie agiert wirklich sooo schlecht, dass sie vermutlich nicht einmal bei Richter Alexander Hold vor die Linse dürfte. Waren schon in den anderen Teilen die menschlichen Charaktere meist unbedeutende Holzköppe, die einem angesichts der Puppen, die fast liebevoll per Stop-Motion und anderen erschwinglichen Tricksereien animiert wurden, geht hier auch dieser Aspekt verloren. Die Holzracker werden immer nur per billigstem Handspiel bewegt. Nie sieht man sie nie rennen oder sonst irgendetwas tun, was den Anschein erwecken könnte, sie wären tatsächlich am Leben. Mit den neuen Designs der kleinen Freunde hat man sich auch keinen Gefallen getan.

Immerhin ulkig fällt einer der wohl wahrscheinlich blödesten Filmtode aller Zeiten aus. Einer der Japaner isst grade zu Abend – natürlich Sushi, obwohl das Gericht in den USA erst seit den 1980ern zugänglich ist –, als ihn ein Geräusch beim Schlemmern stört. Er lässt seinen rohen Fisch stehen um nachzusehen, was die Blutegel speiende Leech Woman ein schmackhaft aussehendes Exemplar auf die Fischplatte platzieren lässt. Der Ahnungslose widmet sich wieder seinem Leibgericht zu und greift natürlich direkt nach dem eben ausgespienen Gürtelwurm, den er genüsslich runterschluckt um daran qualvoll zu ersticken. So gewinnt man keinen Weltkrieg, liebe Freunde-San!

„Puppet Master: Axis of Evil“ könnte man fast als Reboot der Reihe verstehen, da er die meisten Geschehnisse aus den Teilen zuvor einfach mal ungeschehen sein lässt. Da Danny die Puppen sofort nach Toulons Tod findet und mitnimmt, sind die Ereignisse des ´89er Originals grade mal technisch betrachtet unmöglich geworden. Macht aber irgendwie auch nicht viel aus, denn der zehnte Teil bleibt nicht nur deswegen absolut überflüssig und zudem hirnzerstörend dämlich. Das dürfte wohl auch den letzten Fan verprellen.

Wertung: 1 out of 10 stars (1 / 10)

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