Propagandhi – Potemkin City Limits (2005, Fat Wreck)

propagandhi-potemkin-city-limits„Anyone remember when we used to believe that music was a sacred place and not some fucking bank machine? Not something you just bought and sold? How could we have been so naive?” – ´Rock for Sustainable Capitalism´

Das neue Album von PROPAGANDHI steht in den Läden und ich frage mich, ob wirklich schon wieder annähernd fünf Jahre ins Land gegangen sind? Dass ihr Publikum die Band über die Jahre nicht vergessen hat, liegt am Ausnahmestatus des Trios. Denn eine Platte von PROPAGANDHI ist stets politisch motivierte Aufwühlung, verpackt in harte Rhythmen und energische Akkorde. Dabei scheint es fast so, als atme die Kredibilität des Punk-Rock einzig durch den Fortbestand der Kapelle aus dem kanadischen Winnipeg. Ihr viertes Album „Potemkin City Limits“ unterstreicht diesen Eindruck rigoros.

Suhlte sich der Vorgänger „Todays Empires, Tomorrows Ashes“ in Affinität zum Hardcore, schlägt „Potemkin City Limits” meist bedächtigere Töne an. Ausnahmen bilden jene Songs, in denen Bassist Todd das Mikro ergreift. Die Instrumentalisierung erscheint filigraner, der Gesang von Frontmann und Gitarrist Chris vielschichtiger und melodischer. Das Dutzend Songs ist ein Tross metaphorischer Abrechnung. Weniger mit der US-Politik im einzelnen, als vielmehr grenzübergreifend mit Globalisierung und Militarisierung im Ganzen. Das umfassende Booklet gleicht einmal mehr einem Pamphlet, reflektiert allein im Artwork die Haltung der Band zur Verköstigung von Tieren.

PROPAGANDHI sind ein Musterbeispiel für permanente Leistungssteigerung bei kaum veränderten Rahmenbedingungen. Trotz ihrer Aversion gegen die Majorindustrie der Musikwirtschaft halten sie Fat Wreck die Treue – sparen in ihrer Kritik an der Vans Warped Tour unterschwellig aber auch das eigene Labelkollegium nicht aus. „Potemkin City Limits“ ist ein komplexer Rundumschlag. Prägende Refrains sucht man vergebens, ebenso das hohle Dreschen politischer Phrasen. PROPAGANDHI generieren unbequeme Bilder im Kopf des Rezipienten und forcieren zugleich die Auseinandersetzung mit dem eigenen selbst. Punk-Rock mit Anspruch – in der heutigen Zeit so ungewöhnlich wie bedeutsam.

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

 

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