Primal (AUS 2010)

primal-2010Dace (Wil Traval), ein aufstrebender Anthropologiestudent, fährt mit fünf Freunden in die australische Pampa, um eine Felsmalerei zu dokumentieren. Den beschwerlichen Weg dahin müssen sie nach längerer Autofahrt zu Fuß fortführen. Ein Teil davon führt sogar durch ein enges feuchtes Tunnelsystem – für die von Klaustrophobie geplagte Anja (Zoe Tuckwell-Smith) wahrlich kein Spaziergang. Ihr Ziel erreichend, machen sie es sich nach Gangart des Horrorfilms – Bier, Dope und Sex – an einem See bequem. Doch ahnen sie noch nicht, welch Grauen ihnen bevorsteht!

Spätestens seit Sam Raimis ikonenhaftem „The Evil Dead“ ist die Formel ´Eine Gruppe Mittzwanziger + Wildnis + kryptisch bedrohliche Stimmung´ ein sicherer Indikator für ein bevorstehendes Gemetzel. Bekommt der Zuschauer auch noch einen blutigen Prolog auf die Netzhaut verpasst, gibt es keine Zweifel mehr. Im Fall von „Primal“ machen wir zu Beginn einen Zeitsprung von satten 10.000 Jahren und werden dabei Zeuge eines Angriffs auf den steinzeitlichen Künstler besagter Felsmalerei. Dass der nicht mehr ganz menschliche Angreifer einer frühen Version der Schreckgestalten aus Lamberto Bavas „Dämonen“ ähnelt – inklusive blutunterlaufener Augen, Wolverine-Krallen und messerscharfen Beißern –, verringert die Überlebenschance des neolithischen Botticellis natürlich auf ein Minimum.

Das gefährliche Virus, der Steinzeit jr. zum kannibalischen Dämon mutieren ließ, wird von den ahnungslosen Jugendlichen selbstverständlich reaktiviert. Oder so ähnlich. Denn bald macht der erste der sechs Freunde eine merkwürdige regressive Transformation durch und wird fortan von animalischen Trieben geleitet. Und das schließt auch das Verspeisen des Freundeskreises mit ein. Die Idee der Devolution ist gar nicht mal schlecht. Mit Aussetzen der Vernunft und sämtlichen moralischen Wertvorstellungen verkommt der Mensch wieder zu dem Tier – Kreationisten wenden mal kurz den Blick ab –, das er einst gewesen ist. Dieser Atavismus führt natürlich dazu, dass er nur noch von den niedersten Trieben kontrolliert wird.

An erster Stelle steht die Nahrungsbeschaffung, dicht gefolgt vom Kopulationsdrang. Gibt man diesem der natürlichsten Triebe noch einen Schuss ´mysteriöser bakterieller Virus´ hinzu, der den Menschen zum Kannibalen mutieren lässt, hat man die feine Grundlage für einen ansprechenden Genrebeitrag. Muss nur noch der Rest stimmen. Doch auch wenn das Schauspiel der eher unbekannten Darsteller solide ausfällt und auch der Gore-Gehalt zu gefallen weiß, ist eine gewisse unfreiwillige Komik nicht von der Hand zu weisen.

Das liegt zum Teil natürlich auch an den grunzenden und wild herumspringenden Mutierten, deren Darstellung an gruseliger Atmosphäre – oder der Schockwirkung der Besessenen aus dem eingangs erwähnten Raimi-Klassiker – doch ein gutes Stück vorbeischrammt. Das Tentakel-Finale in der Höhle fällt im Kontext des Ereignisablaufs zudem ziemlich inkohärent aus. So darf man sich nach 90 Minuten wieder einmal die Frage stellen, ob das Konzept ´Eine Gruppe Mittzwanziger + Wildnis + kryptisch bedrohliche Stimmumg´ überhaupt noch entwicklungsfähig ist?

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

 

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