Operation Walküre (USA/D 2008)

operation-walkuereZweifelsfrei können Spielfilme historische Ereignisse akkurat nachzeichnen. Eine szenische Näherung kann selbst an die unbequemsten Themen erfolgen, mit einem Tenor fordernder Nüchternheit, der zur diskursiven Aufarbeitung aus verschiedenen Perspektiven einlädt. Diesem Ideal streben kommerzielle Ansprüche entgegen. Kino soll unterhalten, also bleibt es bestimmten Regeln unterworfen. Eine gewisse Konventionalität muss zwangsweise gewahrt bleiben, schließlich spielen sich die investierten Produktionskosten nicht aus reiner Selbstverständlichkeit wieder ein.

Vor diesem Hintergrund ist „Operation Walküre“, Hollywoods Aufarbeitung des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944, ein geradezu bemerkenswertes Werk. Im Vorfeld heftig diskutiert, erhitzte die Besetzung des bekennenden Scientologen Tom Cruise („Last Samurai“) als Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg die Gemüter. Die Ahnung eines Werbefilms für die umstrittene Glaubensgemeinschaft machte sich breit, dazu die Befürchtung geschichtlicher Verklärung durch Pathos und Heroisierung. Doch genau daran war Cruise und Regisseur Bryan Singer („Die üblichen Verdächtigen“) wenig gelegen.

Mit der geschichtlichen Authentizität nehmen es die Macher im Detail nicht zwingend genau und auch die Bedeutung verschiedener Protagonisten scheint eher der dramaturgischen Beschaffenheit eines Thrillers untergeordnet. Als solcher jedoch fesselt die Geschichtsstunde, von ruhiger Hand inszeniert und mit Sorgfalt ausgestattet. Großen Anteil hat auch der erfreulich zurückhaltende Cruise, der als verstümmelter Afrika-Veteran (die Verwundung dient mit üblichen Stilmitteln des Kriegsfilms als Einleitung) zum Kreis hochrangiger Widerständler stößt, die Hitlers Regime durch einen gezielten Anschlag und die umstürzlerische „Operation Walküre“ zu Fall bringen wollen.

Obwohl der Ausgang des Plans, sein Scheitern und die Hinrichtung der Verschwörer bekannt sind, verfügt der dialoglastige Film über einen beachtlichen Spannungsbogen. Beweggründe werden beleuchtet, die akribische Planung gezeigt. Im Mittelpunkt steht nicht die Person Stauffenberg, sondern Vorbereitung und Ausführung des Attentats. An dem zeigt sich eine Vielzahl großartiger Darsteller beteiligt, Kenneth Branagh („Hamlet“), Terence Stamp („The Limey“), Bill Nighy („Tagebuch eines Skandals“), Tom Wilkinson („Michael Clayton“) oder Eddie Izzard („Kitchen“). Auch ihnen ist zu verdanken, dass die amerikanische Darstellung des deutschen Widerstands bei allen Unterstellungen, allen Befürchtungen, zu einem sehenswerten und bewegenden Film geworden ist.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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