One False Move (USA 1992)

one-false-moveBleibende Eindrücke in Hollywood hinterließ Billy Bob Thornton nicht allein als Schauspieler, sondern auch als Drehbuchautor. Für das Skript zum Drama „Sling Blade“ (1996) – in dem er auch die Hauptrolle bekleidete und Regie führte – erhielt er einen Oscar. Erstmals auf sich aufmerksam machte er mit dem Independent-Thriller „One False Move“, zu dem er das Skript co-verfasste und auch vor der Kamera agierte. Und nach seiner wuchtigen Darstellung des so unberechenbaren wie brutalen Kriminellen Ray Malcolm schien klar, dass mit Thornton zukünftig unbedingt zu rechnen war. Regie führte Carl Franklin, der mit Denzel Washington „Teufel in blau“ (1995) und „Out of Time“ (2003) drehte

Der pflegt einen nüchternen Inszenierungsstil. Der sorgt hier für ein unbequemes Stimmungsbild, weil die Gewaltakte Rays roh und direkt wirken. Zusammen mit dem ehemaligen Knast-Kumpan Pluto (Michael Beach, „Short Cuts“), einem so intelligenten wie skrupellosen Verbrecher, sowie seiner Geliebten Fantasia (Cynda Williams, „Mo‘ Better Blues“) nimmt er einen Drogendealer in Los Angeles aus. Unliebsame Zeugen werden ohne Zögern getötet. Lediglich ein kleiner Junge überlebt, über den die ermittelnden Polizisten Cole (Jim Metzler, „L.A. Confidential“) und McFeely (Earl Billings, „Die Nacht hat viele Augen“) schnell auf Ray und Pluto stoßen.

Als Fluchtpunkt wird die Kleinstadt Star City im ländlichen Arkansas vermutet, in der Fantasias Familie lebt. Also wird der dort ansässige Sheriff Dale Dixon, genannt Hurricane (Bill Paxton, stand mit Thornton auch bei „Ein einfacher Plan“ vor der Kamera) benachrichtigt, der Cole und McFeely vor Ort assistieren soll. Doch dessen provinzielle Cowboy-Mentalität lässt die Großstadt-Cops mit mildem Lächeln auf ihn herabblicken. Aus eigenem Interesse verschweigt Dixon eine frühere Beziehung zu Fantasia, was die Lage mit Eintreffen von Ray und Pluto eskalieren lässt.

Das finale Bleigewitter inszeniert Franklin nicht als Western-Hommage, sondern eher als schier beiläufige wie tragisch gefärbte Klimax eines insgesamt geradlinigen Dramas. Der gediegene Erzählfluss und die zurückhaltenden Darstellerleistungen – überzeugend aus dem Rahmen fällt lediglich Paxtons infantil wirkender Sheriff – tragen zur Unauffälligkeit des Films bei. Doch ist gerade das die Stärke des präzise beobachteten Road Movie-Thrillers, der sich angenehm von gängigen Hollywood-Klischees abhebt und den Zuschauer mit den Folgen des finalen Scharmützels nahezu allein lässt. Ein klasse Werk.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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