Nympha (I 2007)

nympha-2007Ivan Zuccons („Bad Brains“) Filme werden professioneller. Mehr muss eigentlich nicht als Fazit seiner jüngsten Kopfgeburt „Nympha“ geltend gemacht werden. Der Italiener bewegt sich mit seinen digital gedrehten Horrorstreifen an der Grenze zwischen Kunst und Schund. Natürlich könnte er auch 08/15-Slasher oder die x-te „Zombie“-Kopie für den Videomarkt drehen. Aber er mag es subtiler, unbequemer, verstörender. Diesmal bedient er sich des religiösen Wahns einer abgelegenen Ordensstätte und lässt ausgerechnet die viel beschäftigte B-Filmaktrice Tiffany Shepis („Bloody Murder 2“) um Erlösung flehen.

Die kommt in der Rolle der geläuterten Sarah auf Empfehlung ihres Bischofs extra aus Amerika zu den Nonnen der Neuen Ordnung. Die sind, angeführt von Mutter Oberin (Alessandra Guerzoni), alles andere als Gastfreundlich. Aber es zählen schließlich die inneren Werte, im Falle der Ordensschwestern mehr noch die Begegnung mit Gott. Und von den Notwendigkeiten, dem Schöpfer einen Besuch abzustatten, hegt die Glaubensgemeinschaft ziemlich exakte Vorstellungen.

Nachdem Sarah erstmals von einem versoffenen Freizeitmediziner im Zwangsdienst der Mutter Oberin unsanft behandelt wurde, beginnt sie in der Abgeschiedenheit ihrer Kammer zu fantasieren. Sie durchdringt Zeit und Raum, um Zeuge der Taten des bigotten Roveron (Allan McKenna) zu werden, der neben der Frömmigkeit wahrhaft schändlichen Neigungen folgt. So sperrt er diverse Menschen zum hungrigen Herrn in die Dachkammer. Anbei umsorgt er seine Enkeltochter Ninfa (Carolina De Cristofaro), die, als sie längst erwachsen ist, das dunkle Familiengeheimnis lüften darf.

Zuccon will irritieren, indem er erzählerische Stringenz ausschließt und den Rahmen der Konvention durch Abstraktion sprengt. Die Kehrseite dieses alptraumhaften Puzzles aus abgründigen Folterszenarien und bizarrer Erotik ist ein zäher Mahlstrom, der auf seine Art zugleich fasziniert und langweilt. Bis am Ende alle Handlungsstränge an ein gemeinsames Ziel streben, hat man sich durch optisch ansprechende, wenn auch recht gedehnte 90 Minuten Pein gekämpft.

Erfreulich ist einmal mehr das kontrastreiche Spiel mit Licht und Dunkelheit. Die sich daraus schöpfende Beklemmung, unterstützt von den Kompositionen Richard Bands („Re-Animator“, „Puppet Master“), gibt Zuccon Recht. In Personalunion von Regisseur, Kameramann und Cutter verfolgt er seine Vision des Horrors mit respektabler Konsequenz. Wirklich überzeugen kann er aber auch mit seinem fünften Film nicht. Zumindest visuell werden seine Werke interessanter. Und das allein sollte genügen, um seinen Werdegang auch zukünftig zu verfolgen.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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