New Year’s Evil – Rocknacht des Grauens (USA 1981)

rocknachtdesgrauens„Ich kann deinen Herzschlag hören… Ich mag das nicht.“ – Schlecht möbliert im Oberstübchen: Richard

Der Rezensent filmischer Wonnewerke steht beizeiten vor der Gretchenfrage, ob er entscheidende Wendungen verrät oder nicht. Für gewöhnlich ist die Offenlegung relevanter Twists unnötig. Doch manchmal steht und fällt ein Film eben genau mit jener konstruierten Überraschung, die das Publikum nach Bauart eines aus dem Zylinder gezogenen Kaninchens in Staunen versetzen soll. Selbst wenn „New Year’s Evil“, in Deutschland mit dem herrlich behämmerten Titel „Rocknacht des Grauens“ bedacht, nicht unbedingt unter besagte Kategorie fällt, scheint es dennoch kaum möglich, die entscheidende Entwicklung nicht zu enthüllen.

Das liegt vor allem an der Beiläufigkeit, mit der der spannungsarme Psycho-Thriller mit Slasher-Anleihen seinen Mörder kenntlich macht und im Schlussdrittel versucht, über die dramaturgische Zuordnung Spannung zu schinden. Zu sehen ist der Wahnsinnige, der in der Silvesternacht zum Jahreswechsel verschiedener amerikanischer Zeitzonen in L.A. Frauen tötet, von Beginn an. Sein Name, so wird später enthüllt, ist Richard. Herrlich übertrieben gespielt wird er von Kip Niven („Dirty Harry 2“), der mit seiner bisweilen absurden Performance aber immer noch aus einem Cast herausragt, der von darstellerischen Knallchargen nur so wimmelt.

Als abseitiges Gütesiegel mag die Beteiligung des berühmt-berüchtigten Produzenten-Duos Menahem Golan und Yoram Globus fungieren, das unter der Cannon-Ägide hochbudgetierte B-Movies von „American Fighter“ bis „Delta Force“ vorlegte. Der von Emmett Alston („Die 9 Leben der Ninja“) reizarm inszenierte Thriller entstand offenkundig für geringe Barschaft. Der Großteil des Budgets floss wohl in die Ausstattung der landesweit ausgestrahlten Glam Rock-Fernsehshow, die die alternde Moderatoren-Diva Diane (Roz Kelly, „Full Moon High“) als letzte Ruhmeschance betrachtet.

So tummeln sich schräge 80’s-Modeopfer und furchtbar gestelzte Bands im Playback-Wahn auf der von ihr moderierten Silvester-Sause, bei der auch Anrufer durchgestellt werden. Einer davon ist Richard, der seine Bluttaten auf Tonband aufnimmt und sie übers Telefon öffentlich macht. Die Polizei scheint machtlos, so dass dem öligen Mörder lediglich das eigene Unvermögen im Wege steht. Besonders gelungen ist sein Motiv, dass er schlussendlich, wenn er sich in jenes Hotel gemogelt hat, aus dem Dianes Show übertragen wird, als seelische Kastration beschreibt.

Denn nach angedeuteter Gewalt und dämlichen Schrecksekunden (siehe die Tote auf der Rutsche) stellt Richard der ollen Diane nach, die – Surprise – natürlich seine egozentrierte Gattin ist! Sohnemann Derek (Grant Cramer, „Killer Klowns From Outer Space“), der sich über Mutters Nichtbeachtung zornig einen roten Netzstrumpf (!) über die Fontanelle zieht, hat den familiären Wahnsinn ebenfalls für sich gepachtet, so dass einem bemüht überraschenden Schlusspunkt nichts im Wege steht. Außer der lachhaften Ernsthaftigkeit, mit der Alston sein schales Werk überzieht. Eine Alternative zum konfektionierten Teen-Scream-Geschnetzel ist der obskure Streifen daher nur für die Trash-Fraktion. Immerhin die kommt dank Klapsmühlen-Hupfdohlen und unintendiert urkomischen Figuren aber locker auf ihre Kosten.

Wertung: 3.5 out of 10 stars (3,5 / 10)

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