Mulberry Street (USA 2006)

mulberry-streetDie Nachbarschaft verändert sich.

New York ächzt unter einer sommerlichen Hitzewelle. Besonders betroffen ist Manhattan, wo sich plötzlich Übergriffe von Ratten auf Menschen häufen. Damit nicht genug, infizieren die ungebetenen Nager ihre Opfer mit einem Virus, das sie allmählich in fleischfressende Kreaturen verwandelt. Während die Obrigkeit die Chance eines schnellen Eingriffs verpasst, weitet sich die Katastrophe wie ein Lauffeuer aus. Ex-Boxer Clutch (Co-Autor Nick Damici, „World Trade Center“), der eigentlich den Besuch seiner Tochter (Kim Blair, „The Look“) erwartet, verschanzt sich mit einigen Schicksalsgenossen in einer maroden Mietskaserne. Doch mit der Nacht bricht die Hölle über die Eingeschlossenen herein.

„Mulberry Street“ ist einer jener raren Glücksgriffe, bei dem der Horror die Grenzen des bloßen Terrors überschreitet. Mit beschränkten Mitteln schafft Regisseur Jim Mickle, der fast alle Innenaufnahmen in seinem eigenen Apartment drehte, eine beklemmende Stimmung und mischt seiner apokalyptischen Schreckensvision den Blick auf die ganz alltägliche Sozialmisere bei. Das Unsicherheitsgefühl der Post-9/11-Ära verbindet sich mit dem Desaster des zweiten Golfkriegs. Über zunehmend besorgniserregende Nachrichten aus Funk und Fernsehen wird die bedrückende Atmosphäre angeheizt, zu deren Geschlossenheit auch die stimmige Kameraführung beiträgt.

Der zehrende Low Budget-Schocker verzichtet auf die Ausschmückung grausamer Details und lebt – ähnlich „The Crazies“ oder „28 Days Later“ – vom Hereinbrechen des Unwirklichen in nachvollziehbare Milieus. Die überzeugenden Darsteller verleihen den Protagonisten Wesenszüge, die sie fernab des überlebensgroßen Hollywood-Heldentums zu Identifikationsfiguren stempeln. Mickles Langfilmdebüt verzichtet auf Exploitation und bewahrt sich eine Tonart, die gerade aufgrund ihrer unspektakulären Betrachtungsweise Wirkung erzielt. In seiner Melange aus soziokultureller Schwarzmalerei und deftigem Horror erinnert das schroffe Independent-Juwel darum nicht von ungefähr an Romeros „Night of the Living Dead“. Für Genrefreunde ein echter Geheimtipp.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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