Mr Selfridge (Series 2) (GB 2014)

mr-selfridge-series-2Die Sorgen von Harry Gordon Selfridge möchte man nicht haben. Bloß gut also, dass man an ihnen lediglich als Zuschauer Anteil nimmt. Denn in der zweiten Staffel des von Kritikern und Publikum mit viel Wohlwollen aufgenommenen Kostüm-Dramas „Mr Selfridge“ droht dem erfolgreichen US-Unternehmer im fernen London nicht weniger als die soziale Ächtung. Ein Verräter und Kriegsprofiteur soll er sein. Wehe dem, der in solch schweren Zeiten nicht auf loyale Vertraute und starken Familienzusammenhalt bauen kann. Die Fortsetzung beginnt fünf Jahre nach dem Ende der Vorgängerstaffel und stürzt nicht wenige der jungen männlichen Angestellten im noblen Kaufhaus Selfridges in patriotische Ereiferung.

Der Erste Weltkrieg ist ausgebrochen und wer würde das Vaterland nicht ohne Zögern gegen Kaiser und Hunnen verteidigen? Um der drohenden Umsatzeinbuße entgegenzuwirken, appelliert der von Jeremy Piven („Entourage“) wiederum mit großer Hingabe verkörperte Selfridge an britische Werte. Das funktioniert so lange, bis der durchtriebene Lord Loxley (herrlich impertinent: Aidan McArdle, „Die Herzogin“), Gatte der Selfridge wohlgesonnenen Lady Mae (Katherine Kelly), seine Hilfe erbittet. Als Mitglied eines wichtigen politischen Komitees erfragt Loxley eine Liste sämtlicher Stiefelmacher Englands. Die Truppen sollen auf dem Weg in den Krieg schließlich adäquat ausgerüstet werden.

Trotz grundlegender Antipathie erstellt ihm Selfridge diese und gibt klare Empfehlungen. Doch Loxley ist dem Bankrott nahe und sucht sich einen Fabrikanten, der Geld für die Erteilung des Auftrags zahlt. Als die Stiefel an der Front auseinanderfallen, wird Selfridge öffentlich diskreditiert. Nur kann er zu den Anschuldigungen keine Stellung beziehen, da er für den britischen Geheimdienst in Deutschland weilt. Das klingt ungemein spannend, ist aber lediglich eine Facette des insgesamt unaufgeregten und bisweilen unnötig soapig aufgezogenen Handlungsgefüges.

Das stürzt sich ein wenig aufgesetzt von einem Tief zum nächsten Hoch, bringt Selfridge erst zögerlich der entfremdeten Gattin Rose (Frances O’Connor) näher, um dieser darauf eine Nebenbuhlerin – Polly Walker („Rome“) als Nachtclubbetreiberin Delphine Day – gegenüberzustellen und ihr obendrein eine schwere Krankheit aufzuerlegen. Der Fülle an Randfiguren ergeht es da kaum besser. Nach zwei Jahren in Paris soll die junge Agnes Towler (Aisling Loftus) die Leitung des Art Department übernehmen. Ihr Vorgänger und ehemaliger Liebhaber Henri Leclaire (Grégory Fitoussi) ist in der Zwischenzeit wieder in London eingetroffen und lebt unter ärmlichen Verhältnissen.

Selfridge holt ihn zurück ins Kaufhaus, was der überforderten Agnes nur recht ist. Nur wird Henri bald der Spionage verdächtigt. Durch einen Heiratsantrag durch Victor Colleano (Trystan Gravelle), mittlerweile Leiter des Kaufhausrestaurants, wird Agnes vollends in Gefühlswirren verstrickt. Und dann wird ihr Bruder George (Calum Callaghan) auch noch an der Front als vermisst gemeldet. In dieser Zeit zieht Agnes zu Kollegin Miss Mardle (Amanda Abbington), die von ihrem verstorbenen Bruder Geld und ein großes Haus geerbt hat. Dort nimmt sie einen belgischen Flüchtling auf, den jungen Musiker Florian (Oliver Farnworth).

Die bald aufkeimende Romanze behagt ihrem verflossenen Geliebten, Selfridge-Personalleiter Mr. Grove (Tom Goodman-Hill) gar nicht. So geht es hin und her, es wird gelitten und gestritten, meist mit Happy End und Versöhnung, jedoch nicht ohne Zeitgeist und Weltgeschehen Tribut zu zollen. Die Ausstattung ist wieder so detailversessen wie das Ensemble ausdrucksstark, so dass „Mr Selfridge“ auch im zweiten Anlauf packt. Ein bisschen weniger Überdramatisierung darf es bei der kommenden dritten Staffel jedoch sein.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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