Mortdecai – Der Teilzeitgauner (GB 2015)

mortdecai-der-teilzeitgaunerDas Faible des Johnny Depp für skurrile Figuren ist nicht erst seit Captain Jack Sparrow hinlänglich bekannt. Schließlich war er zuvor bereits Edward mit den Scherenhänden, Ed Wood und Raoul Duke. Das Problem an der Sache: Spätestens der bitter gefloppte „Lone Ranger“ ließ Depps Leinwand-Spleens kalkuliert wirken. Es scheint längst nicht mehr um die Rolle an sich, sondern die befriedigte Erwartungshaltung des Publikums zu gehen. Nun ist das bei einem Schauspieler seiner Gehaltsklasse – die Rede ist gemeinhin von 20 Millionen Dollar pro Film – keineswegs verwerflich. Der Kleinkunst-Chic, der ihn über viele Jahre seiner Karriere begleitete, scheint jedoch endgültig passé.

Dafür steht auch „Mortdecai – Der Teilzeitgauner“, in dem Depp den exzentrischen aristokratischen Kunsthändler Charlie Mortdecai verkörpert. Dem Rollenspektrum des Superstars ist der schrullige, dem Roman von Kyril Bonfiglioli nachempfundene Lebemann zweifelsfrei angemessen. Nur kann auch der mit sichtlichem Eifer agierende Hauptdarsteller nicht darüber hinwegtäuschen, dass die von David Koepp (drehte mit Depp auch „Das geheime Fenster“) gefertigte Burleske streckenweise ähnlich unlustig wirkt wie die miserablen Neuverfilmungen des gleichgesinnten „Rosaroten Panthers“. Mit dem immerhin mildernden Unterschied, dass die Possen jenes Charlie Mortdecai zwischen snobistischer Überheblichkeit und Busengrabschen zumindest grundlegenden Charme versprühen. Allein, es hilft nicht viel.

Als in London eine Kunstrestauratorin ermordet aufgefunden wird, erbittet Geheimdienstermittler Martland (Ewan McGregor, „Lachsfischen im Jemen“) Mortdecais Hilfe. Dass zwischen den Männern eine Rivalität vorherrscht, liegt an Johanna (Gwyneth Paltrow, „Iron Man“), der bildschönen Gattin des Zweitgenannten. Auf sie hat Martland seit gemeinsamen Studienzeiten ein Auge geworfen. Den Auftrag nimmt Mortdecai trotzdem an. Denn die beträchtliche Steuerschuld bei Staat und Königin ließe sich auf diese Weise sicher aus der Welt schaffen. Dazu hängt der Haussegen schief, seit sein Schnurbart bei der plötzlich abweisenden Johanna puren Ekel hervorruft. So macht sich Mortdecai mit dem verschlagenen Gehilfen Jock (Paul Bettany, „Transcendence“) an die Arbeit – und ist bald voll in die Jagd auf ein verschollen geglaubtes Gemälde verstrickt, das den Code zu einem Vermögen der Nazis enthalten soll.

Während der Spurensuche geraten sie ins Visier eines Terroristen und eines russischen Oligarchen (Ulrich Thomsen, „Banshee“). Die Spur des Bildes führt sie nach Amerika, zum zwielichtigen Geschäftsmann Milton Krampf (Jeff Goldblum, „Grand Budapest Hotel“). Der Weg dorthin – und erst recht der zum klärenden Finale im Londoner Auktionshaus – verkettet lose infantile Scherze in Sketch-Manier. Darunter leidet zwangsläufig der Krimi-Plot, der in Ausstattung und Erzählrhythmus zwar nostalgisches Flair im Geiste von „Fantomas“ aufkommen lässt, sich jedoch zu sehr auf die Grimassen und das (im Original) eigenwillige Genuschel Johnny Depps verlässt. Unterhalten fühlen darf man sich mit „Mortdecai“ durchaus, nur rechtfertigen das unausgegorene Skript und das kaum konstante Humorniveau kaum die Güte der Besetzung. Dass der Film in den USA nur einen Bruchteil seines 60-Millionen-Dollar-Budgets einspielte, verwundert da bestenfalls bedingt.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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