Monster (USA/D 2003)

monster-2003Eine solche Leistung hätte Charlize Theron wohl kaum jemand zugetraut. Nach ihrem sexy Debüt in „Two Days in the Valley“ und eher belangloser Kost wie „Mein großer Freund Joe“ katapultierte sich die charismatische Südafrikanerin mit der Darstellung der Serienmörderin Aileen Wournos endgültig in die Topliga Hollywoods. Die Auszeichnung mit dem Oscar war dabei das Mindeste an möglicher Würdigung für eine der besten darstellerischen Leistungen der vergangenen Jahre.

Die von einer harten Kindheit gebeutelte Aileen Wournos ging bereits in jungen Jahren auf den Strich. Alternativen bieten sich ihr keine. Zwischen Suff und schnellen 20-Dollar-Nummern fasst sie irgendwann jedoch den Entschluss, ihrem kärglichen Leben ein Ende zu setzen. Als das Unterfangen scheitert, zieht es sie gefrustet in eine Bar, um ihren Kummer wie üblich im Alkohol zu ertränken. Dort lernt sie die jüngere Selby Wall (Christina Ricci) kennen, mit der sie den Abend über nach anfänglicher Abweisung Spaß hat und später eher notgedrungen Gefallen an ihr findet. Dennoch baut sich eine Beziehung zwischen den beiden auf, die jedoch auf völlig unterschiedlichen Beweggründen basiert.

Als Aileen von einem Freier misshandelt und vergewaltigt wird, tötet sie ihren Peiniger in Notwehr. Zerschunden macht sie sich zu Selby auf und spürt bei ihr zum ersten Mal, dass tatsächlich die Chance auf ein besseres Leben besteht. Die beiden brennen durch und nisten sich in einem Motel ein. Nachdem Aileens Bestrebungen nach einem normalen Job schnell begraben werden müssen, landet sie letztlich wieder auf dem Strich. Um Selby nicht zu verlieren und einen gewissen minimalen Lebensstandard aufrecht zu erhalten, greift Aileen bald zu drastischen Maßnahmen.

„Monster“ zeigt auf unangenehme Weise zerstörte Leben. Den zweifelhaften Ruhm, den Aileen Wournos genoss, beendete 2002 die Gaskammer. Die vorsätzliche Tötung mehrerer Männer brachte ihr eine Verurteilung zum Tode ein. Den letzten Abschnitt ihres Lebens, zumindest bis zum Urteilsspruch, erzählen Regisseurin Patty Jenkins und Hauptdarstellerin sowie Co-Produzentin Charlize Theron in bewegenden 120 Minuten. In denen werden zwar die Gründe für Aileens Tun und Handeln aufgezeigt und dem Betrachter auch auf gewisse Weise Mitleid abgerungen, jedoch wird zugleich unmissverständlich ihr drastisches Fehlverhalten dargestellt. Dieser glaubhafte Sprung zwischen Nachvollziehbarkeit und Abscheu gelingt beiden Frauen, sowohl hinter als auch vor der Kamera.

Schier unglaubliches leistet in diesem Zusammenhang Charlize Theron, die sich für den Film nicht nur vor der Kamera engagierte, sondern gemeinsam mit Jenkins die tragische Hauptfigur durchleuchtete und eine Unmenge an Zeit mit Recherchen über die wahre Aileen Wournos verbrachte. Beängstigend glaubwürdig verkörpert sie die schwammige und korpulente Frau, für deren Rolle sie sich etliche Pfunde anfraß und unter ihrem mit Prothesen veränderten Gesicht gar nicht wiederzuerkennen ist. Dies allein ist aber nicht ausschlaggebend und rechtfertigt auch (noch) nicht den Oscar-Gewinn Anfang 2004, vielmehr scheint sie den von ihr dargestellten Charakter mit jeder Faser ihres Körpers zu leben und eine realistischere wie erschreckendere Vorstellung wäre wohl kaum möglich gewesen.

„Monster“ ist nicht leicht verdauliche Kost. Dies liegt nicht unbedingt immer an den Bildern, vielmehr sind es die Figuren und deren Handlungen, die einem zusetzen. Man spürt förmlich, dass sich Aileen ein anderes Leben wünscht, sich allerdings mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln nicht aus dem Sumpf befreien kann. Ihre Wünsche und Sehnsüchte werden in den anfangs noch optimistischen Gesprächen mit Wegbegleiterin Christina Ricci („Sleepy Hollow“) deutlich, die wie ihre prämierte Kollegin weit über dem Durchschnitt agiert. Mit dabei sind zudem Bruce Dern („Driver“), Pruitt Taylor Vince („Identität“) und Scott Wilson („Way of the Gun“). Auch wenn das Ende bekannt ist, der Film lässt einen nicht so schnell los. Grandios gespielt und letztlich durch Therons eindringliche Darstellung auch entsprechend gewürdigt, gehört der Film zu den besten Dramen der letzten Jahre.

Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

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