Mindhorn (GB 2016)

Die skurrile BritCom „The Mighty Boosh“ (2004 – 2007) machte Julian Barratt berühmt. Was er mit Partner Noel Fielding auf den Bildschirm bannte, sucht in Sachen exzentrischer Gaga-Unterhaltung bis heute seinesgleichen. Nach drei Staffeln und verschiedenen Live-Programmen war Schluss. Danach wurde es ruhig. Bis jetzt. Denn Barratt schickt sich als „Mindhorn“ neuerlich an, das Publikum von seiner Wandlungsfähigkeit zu überzeugen. Das gelingt, wenn die kauzige Posse auch witziger sein möchte, als sie letztlich ist.

Mindhorn ist der berühmteste Privatschnüffler der Isle of Man. Seit sein linkes Auge durch ein hochtechnisiertes Implantat ersetzt wurde, ist er imstande, jede Lüge zu durchschauen. Das schafft Eindruck. Oder besser, schuf. Denn Mindhorn ist ein Rudiment der Vergangenheit. In den 80ern war die gleichnamige TV-Serie ein gewaltiger Erfolg und machte Schauspieler Richard Thorncroft (Barratt) zum Star. Jahrzehnte später ist vom einstigen Ruhm nichts geblieben. Um überhaupt Arbeit zu bekommen, propagiert der abgehalfterte Hasselhoff-Verschnitt mit Plauze und falschem Haarteil auf der Mattscheibe Thrombosestrümpfe.

Die Chance zur Rehabilitation sieht Thorncroft gekommen, als die Polizei auf der Isle of Man seine Hilfe benötigt: Ein letztes Mal soll er in die Rolle seines Lebens schlüpfen und helfen, den vermeintlichen Frauenmörder Paul Melly (Russell Tovey, „Grabbers“), der sich selbst Kestrel (zu Deutsch: Turmfalke) nennt, dingfest zu machen. Denn der, geistig offenkundig nicht auf der Höhe, will einzig mit Mindhorn verhandeln. Nur ist über dessen blasierten Auftritt weder die Polizei (als junge Beamtin Baines dabei: Andrea Riseborough, „Birdman“), noch die mittlerweile mit seinem ehemaligen Stuntdouble (schrieb mit Barratt auch das Skript: Simon Farnaby, „Bunny and the Bull“) liierte Ex Patricia (Essie Davis, „The Slap“) erfreut.

Julian Barratts zum Fremdschämen einladende One-Man-Show bereitet fraglos Kurzweil. Wenn sein Richard Thorncroft bei Gaststar Kenneth Branagh („Radio Rock Revolution“) für die Rolle eines Jamaikaners vorspricht, gegen den erfolgreichen Ex-Kollegen Peter Eastman (auch Produzent: Steve Coogan, „Philomena“) anzustinken versucht oder die Folgen einer durchzechten, im Vandalismus endenden Nacht begutachten muss, ist der von Ridley Scott („Alien: Covenant“) produzierte Film herrlich überzogen. Freunde schrulliger (Brit-)Unterhaltung müssen trotzdem ein gewisses Wohlwollen aufbringen, um die alibihafte Geschichte, manch zu breit ausgewalzte Humoreskapade und die akute Vernachlässigung eines gesteigerten Erzähltempos auszublenden. Eine vergnügliche, aber keinesfalls meisterliche Posse mit gelungenem Retro-Chic.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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