Masters of Horror: Sick Girl (S. 1/Ep. 10) (USA/CDN 2006)

mohsickgirl„Masters of Horror“ ist eine 13-teilige, fürs US-Fernsehen produzierte Serie, die an das Prinzip der „Tales from the Crypt“ – hierzulande unter dem Titel „Masters of Horror“ auf Video erschienen – anknüpft. In knapp einstündigen, in sich abgeschlossenen Episoden toben sich namhafte Regisseure wie Takashi Miike („Audition“), Stuart Gordon („Re-Animator“) oder Joe Dante („Gremlins“) abseits der internationalen Leinwände aus, um dem kommerzialisierten Fach des Horrorfilms neuen Schrecken zu verleihen.

„Sick Girl” ist der Beitrag von Lucky McGee („The Woods“). Darin erhält die junge Insektologin Ida Teeter (Angela Bettis, „Toolbox Murders“) ein mysteriöses Paket aus Südamerika. Im Innern findet sich ein ihr unbekannter Käfer. Sie platziert ihn in ihrer Wohnung, die aufgrund der zahllosen vielgliedrigen Hausgäste ohnehin mehr einem exotischen Kleinzoo gleicht. Die damit verbundenen Reibereien mit der Hauswirtschaft sind nicht Idas einziges Problem, wirkt sich die berufliche Leidenschaft der lesbischen Wissenschaftlerin auch negativ auf ihr Liebesleben aus. Das jedoch ändert sich schlagartig, als sie Misty (Erin Brown, „Lust for Dracula“) kennen und lieben lernt. Ida blüht in der neuen Beziehung auf, bis der Kniff des zwischenzeitlich entflohenen Käfers in Mistys Ohr eine Ereigniskette in Gang setzt, die auf eine gefährliche Metamorphose hinzusteuern scheint.

„Die Fliege“ trifft „Singles“ in dieser originellen Mischung aus Gruselfilm und Beziehungs-Dramolett. Angela Bettis, Star aus Lucky McGees Debüt „May“ brilliert abermals als introvertiertes Mauerblümchen und wird von Partnerin Erin Brown – besser bekannt als Soft-Core-Sternchen Misty Mundae – trefflich ergänzt. Neben den Darstellerinnen überzeugt auch die Umsetzung. McGee, in Kooperation mit Sean Hood („Halloween: Resurrection“) auch für das Drehbuch verantwortlich, verleiht seiner Episode der „Masters of Horror“ einen Anstrich beständiger Skurrilität. Das allein veranschaulicht die papierne Traumsequenz. Die Visualisierung ist so übermütig wie die Story, wenn das Blickfeld des flüchtigen Insekts in schillernde Farbsprenkel getaucht wird.

Vereinzelte, deutlich übersteigerte Ekeleffekte helfen „Sick Girl“, das ironische Potential der Geschichte voll auszuschöpfen. Wenn Ida und ihr chauvinistischer Kollege Max (Jesse Hlubik, „The Lost“) beim Mittagessen auf eine Kakerlake im Salat stoßen, bestimmen sie geschwind deren Herkunft, anstatt es den übrigen Gästen gleichzutun und das Restaurant in Windeseile zu verlassen. In solch gewitzten Momenten rückt der Horror in denkbar weite Ferne und überlässt Kurzweil das Feld. Nach einer sympathischen halben Stunde romantischer Verwicklungen folgt mit Liebesnacht und Käferstich der Wechsel ins Gruselfach. Der subtil platzierte Humor allerdings bleibt und macht diese Episode, getragen von den spürbar spaßgetriebenen Schauspielerinnen, zu einem erfreulich selbstironischen Filetstück der Serie.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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