Masters of Horror: Incident On and Off a Mountain Road (S. 1/Ep. 1) (USA 2005)

mohincidentmountainroad„Masters of Horror“ ist eine 13-teilige, fürs US-Fernsehen produzierte Serie, die an das Prinzip der „Tales from the Crypt“ – hierzulande unter dem Titel „Masters of Horror“ auf Video erschienen – anknüpft. In knapp einstündigen, in sich abgeschlossenen Episoden toben sich namhafte Regisseure wie John Carpenter („Halloween“), Tobe Hooper („Poltergeist“) oder John McNaughton („Wild Things“) abseits der internationalen Leinwände aus, um dem kommerzialisierten Fach des Horrorfilms neuen Schrecken zu verleihen.

„Incident On and Off a Mountain Road” ist der Beitrag von Don Coscarelli („Bubba Ho-Tep“). Darin wird die junge Ellen (Bree Turner, „Wedding Planer“) des Nächtens auf einer einsamen Bergstraße in einen Unfall verwickelt. Ein Moment der Unachtsamkeit und sie fährt auf ein gestrandetes Fahrzeug auf. Ihr Mobiltelefon empfängt in dieser gottverlassenen Gegend kein Signal, überhaupt wirkt die ganze Umgebung wie ausgestorben. Bei der Untersuchung des anderen Autos entdeckt sie eine Blutspur, die über den Asphalt in den nahegelegenen Wald führt. Am abschüssigen Fahrbahnrand stößt Ellen auf eine schemenhafte Gestalt, die sich schnell als bleichgesichtig monströser Hüne (John De Santis, „Bloodsuckers“) entpuppt. Und der verstrickt sie unversehens in ein mörderisches Katz- und Maus-Spiel. Doch die junge Frau weiß sich zu wehren.

Für gewöhnlich lässt es Don Coscarelli bei seinen Filmen ruhig angehen. Nicht so bei „Incident On and Off a Mountain Road”. Von Beginn an gibt der Regisseur Vollgas und stürzt die charismatische Anti-Heldin Bree Turner, überzeugend zwischen Fragilität und Gewaltbereitschaft pendelnd, in einen schonungslosen Kleinkrieg mit dem personifizierten Grauen. Jenes bewohnt eine ausladend geräumige Hütte im finstren Wald, hält sich Coscarelli-Veteran Angus Scrimm – den Tall Man aus dessen „Phantasm“-Quadrilogie – als kauziges Accessoire und pflegt seinen Opfern mit einem Standbohrer die Augenhöhlen zu erweitern. Außerhalb des Heims werden die an Holzkreuze genagelten Leichen zu obskur makabrer Landschaftsornamentierung, wenn sich aufgebohrte Augenpaare durch einfallendes Mondlicht in gleißende Scheinwerfer verwandeln.

In Rückblenden wird Ellens Ehe mit Bruce (Ethan Embry, „They“) geschildert. Der paranoide Militarist erniedrigt sie und treibt seine Frau durch etliche Entbehrungen. Doch ist gerade diese marternde Vorbereitung das optimale Training für den Kampf gegen den mörderischen Hinterwäldler. Die daran gekoppelte Gewalt ist nicht explizit, streut in der übersteigerten Drastik des gesamten Szenarios aber stilsichere Hommagen an das Terrorkino der Siebziger. Die Dynamik der Bilder offenbart Nähe zu Rob Zombie, welcher den abgründig radikalen Zweig des Horrorfilms seit „House of 1000 Corpses“ und „The Devil’s Rejects“ dominiert. Entsprechend kompromisslos bittet Coscarelli zur gruseligen Nabelschau und lässt alptraumhaften Bildern den Vorzug vor der Sprache. Das Finale fügt sich nahtlos in den konsequent schaurigen Vorlauf, erweist sich die Kluft zwischen Täter und Opfer doch als unvermutet gering.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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