Mary Shelley’s Frankenstein (GB/USA 1994)

mary-shelleys-frankenstein„I do know that for the sympathy of one living being, I would make peace with all. I have love in me the likes of which you can scarcely imagine and rage the likes of which you would not believe. If I cannot satisfy the one, I will indulge the other.“ – Sprachgewandt und mächtig aufgebracht: Frankensteins Monster

Die von Shakespeare-Kenner Kenneth Branagh („Hamlet“) geschaffene Verfilmung des „Frankenstein“-Stoffes gilt als die bislang werkgetreueste. Implizieren soll dies bereits der Vorschub von Urheberin Mary Shelleys Namen im Titel. Obwohl dort ebenso gut der von Branagh selbst prangen könnte, nimmt er das Grusel-Drama doch in affektiert anmutender Allgegenwärtigkeit in Beschlag. Wie ein eitler Geck setzt er sich als unfreiwilliger Monsterschöpfer Victor Frankenstein in Szene. Die Wucht seines Werkes allerdings gibt ihm über alle Abstriche hinweg recht.

Bildgewaltig und in detailversessener Ausstattung schwelgend greift er das klassische Schauerstück bei der Wurzel und springt vom einleitenden Rahmen im ewigen Eis, wo Frankenstein einem gestrandeten Expeditionsleiter (Aidan Quinn, „Blink“) sein Schicksal offenbart, in die Vorgeschichte seiner Jugend. Früh entdeckt er die Faszination der Wissenschaft und vernachlässigt dafür sogar seine große Liebe Elisabeth (Helena Bonham Carter, „Fight Club“). Fasziniert, schier besessen von der Vorstellung den Tod zu überwinden, findet er in Universitätsprofessor Waldman (ungewohnt: „Monty Python“-Komiker John Cleese) einen vorbelasteten Mentor.

Nach dessen Ermordung findet Victor in Aufzeichnungen den Schlüssel zum ewigen Leben. Aus Leichenteilen und dem Körper von Waldmans Mörder (Robert De Niro, „Kap der Angst“) schustert er einen neuen Menschen und kann diesen mit Fruchtwasser und Zitteraalen zum Leben erwecken. Die grässliche Kreatur, bei der die Oscar-nominierten Maskenbildner ganze Arbeit leisteten, aber flieht, noch bevor ihr Schöpfer die Schändlichkeit seines Tuns begreifen kann. Er hofft auf den Tod des Monsters in der winterlichen Wildnis. Doch der Gram über seine unheilige Existenz weckt im bedauernswerten Kunstmenschen den Rachedurst.

Pracht- und prunkvoll, in der schier verschwenderischen Umsetzung aber beständig am Rande des Scheiterns, brauchte es für Branaghs Vision schon eine gesunde Portion Größenwahn. Die setzt der Filmemacher mit aller Leidenschaft vor und hinter der Kamera um und sichert durch einen namhaften Nebencast – u.a. Ian Holm („Kafka“) als Victors Vater – auch die dramaturgische Stärke seines Werks. Das steuert mit Vehemenz auf die tragische Konfrontation zwischen Mensch und Monster hin. Die Rollen und Positionen wechseln beständig, gerade der sehenswerten Darbietungen von Branagh und De Niro wegen. Ein betörendes, romantisierendes und obendrein ausreichend grausiges Horror-Drama.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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