Marie Antoinette (USA/F/J 2006)

marie-antoinette-2006Kirsten Dunst zeigt Möpse. Nicht die eigenen, sondern die ihrer Rolle. Sie spielt Frankreichs Königin Marie Antoinette. Und als Hundeliebhaberin hat die viele Möpse. Dem Ärgernis des männlichen Publikums, die während Sofia Coppolas drittem Filmwerk geduldig ausharren, weil sie hoffen, Nacktheit möge die kostümierte Ereignislosigkeit durchbrechen, seien gewarnt. Zwar zeigt die Aktrice ungewohnt viel Haut, die Cineastische Veranlagung sollte aber dennoch gegeben sein, um der royalen Farce mit Interesse folgen zu können.

Coppola, deren berühmter Vater Francis Ford („Der Pate“) als Produzent fungierte, bestückt die tragende weibliche Rolle nach dem Debüt „The Virgin Suicides“ abermals mit Dunst. Die dankt es der Regisseurin mit einer bravourösen Darbietung. Viel Text hat sie nicht, und dass, obwohl sie die Hauptfigur mimt. Überhaupt wird verhältnismäßig wenig gesprochen. Aber das kann auch ein Irrtum sein, weil kaum gehaltvolles den Mündern der Aristokratie entweicht. Ergo muss die Mimik das innere Sichtbar machen. Das gelingt fabelhaft. Die Dunst rollt kokett mit den Augen, blickt glasig vor Langeweile oder Trunkenheit und offenbart ganz und gar hinreißend die Überforderung der österreichischen Prinzessin, die den Bund der Ehe mit dem starken französischen Verbündeten eingehen muss.

Sie ist fast noch ein Kind, als sie mit dem ebenso unbedarften Louis Auguste (Jason Schwartzman, „I Heart Huckabees“), später Louis XVI, verheiratet wird. Die Misere wird schnell klar. Der Gatte kann oder will dem Verlangen der Frau nicht nachgeben, so dass dem Zweck der Herrschaftssicherung durch Nachkommenschaft vorerst nicht genüge getan wird. Das fördert Tuscheleien, zumal Louis Schwester ein Kind erwartet. Marie Antoinette frönt derweil der Kaufsucht, verprasst ein Vermögen und feiert ausgiebige Partys.

„Marie Antoinette“ hat inhaltlich kaum nennenswertes zu bieten. Er ist keine Kinobiographie im eigentlichen, in Hollywood so gern aufgetischten Sinne, sondern ein geschauspielerter Kostümball. Die Ausstattung ist pompös, in Sachen Bekleidung der pure Kitsch. Das Kostümdesign würde völlig verdient mit dem Oscar ausgezeichnet. Das Prinzip des Substanz überlagernden Stils trifft voll zu, was den optischen Leckerbissen zur reichlich zähen Angelegenheit macht. Natürlich ist der Versuch ein löblicher, das Konzept gängiger Unterhaltung zerschlagen zu wollen, ein bisschen mehr Bewegung hätte es aber schon sein dürfen.

Zwar enttarnt Sofia Coppola trefflich die Oberflächlichkeit des Adels, der goldene Käfig Marie Antoinettes ist aber auch der des Zuschauers. Auflockerung soll die Gegensätzlichkeit des Ambientes zur modernen Musik verschaffen. Doch wurde die schillernde Mixtur aus Rokoko und Punk in „Plunkett & Macleane“ amüsanter – und weit konsequenter – auf die Spitze getrieben. So bleibt der Film wie ein Katalog für Designermode. Bilder voller Prunk, Ästhetik und Schönheit. Aber ihnen fehlt es an Inhalt. Ein Historien-Drama mit Herz, aber leider ohne Seele.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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