Maniac (USA 1980)

maniac-1980„They don’t know when to stop. They never know when to stop. That’s why they have to be stopped.“ – Echt wahnsinnig: Frank Zito

Im Zuge der Slasher-Welle türmten sich ab 1980 die Epigonen der Sensationserfolge „Halloween“ und „Freitag der 13.“ auf. Ihnen zugerechnet wird gemeinhin auch „Maniac“, den William Lustig für bescheidene 350.000 Dollar drehte. Triebfeder war aber nicht der spätere „Maniac Cop“-Regisseur, sondern Hauptdarsteller Joe Spinell („Der Pate 2“), der sich neben Lustig als Produzent betätigte und maßgeblich am Drehbuch feilte. Mit klassischem Schlitzerhorror hat der lange verrufene und heute als Klassiker gefeierte Blick in die Psyche eines irren Mörders jedoch denkbar wenig gemein.

Der hört auf den Namen Frank Zito und tötet Frauen, um sie anschließend zu skalpieren. Die Haarteile heftet er Schaufensterpuppen an, mit denen er das Bett teilt. Der Auftakt zeigt ihn als Schemen in der Dämmerung bei der Beobachtung eines am Strand ruhenden Pärchens. Als er Feuerholz holt, schneidet Frank ihr mit einem Rasiermesser die Kehle durch. Ihn erwürgt er anschließend mit einem Draht. Die wenig zimperlichen Effekte besorgte Tom Savini („Zombie – Dawn of the Dead“), der auch eine kleine Rolle als Aufreißer übernahm und sich praktisch selbst den Schädel sprengt.

Bahnhofskino ist das durch und durch. Der gehobene Sleaze-Faktor und die abgründig-schmutzverkrustete Darstellung der US-Metropole New York schaffen jedoch eine Atmosphäre, die in ihrer unbequemen Konstanz aus der Masse ähnlich gearteter Killer-Thriller hinausragt. Der große Trumpf des Films ist Spinell. Sein bulliger Psychopath, der schizophrene Selbstgespräche führt und während der Auslebung seiner unsittlichen Triebe stöhnt oder grollt wie ein Tier, ist nicht allein Täter, sondern auch Opfer. Das ist im Slasher nicht neu, mit standardisieren Kinomeuchlern ist Spinell dennoch kaum in Einklang zu bringen.

Das liegt vorrangig darin begründet, dass der Fokus nicht auf den Opfern, sondern allein auf dem Täter liegt. Wirre Gedankengänge aus dem Off vermitteln Einblicke in die kranke Psyche und die Kamera nimmt mitunter Franks Perspektive ein. Diesen Kniff machte Alexandre Aja bei dem von ihm 2012 produzierten Remake (mit Elijah Wood als manischem Mörder) zum zentralen Stilmittel. Franks Motiv erschließt sich stückweise: Die verstorbene Mutter, deren Rolle er teilweise einnimmt, arbeitete als Prostituierte. Vernachlässigung und Schmerz machten ihn zum Monster.

Lustigs Inszenierung bleibt grob, ist dabei aber nicht frei von individueller Klasse. Die Szene mit der verängstigt in ein Bahnofsklo fliehenden Krankenschwester dehnt er mit zehrender Intensität aus. Die Bluttaten aber sind Frank nie genug. So geht er im herbstlichen Moloch auf Jagd. Die Opfer sucht er zufällig aus. Auch gibt es keine Waffe der Wahl. Das Sortiment im Geigenkasten bietet ein Schrotgewehr, manchmal genügt aber auch ein langes Messer. Sein weitergehendes Interesse weckt erst die junge Fotografin Anna (Caroline Munro, „Star Crash“). Ihr öffnet er sich. Zumindest ein wenig. Am Ende aber überwiegt der Trieb. Dass der Mordversuch am Grab seiner Mutter fehlschlägt befeuert ein surreales Finale, bei dem Frank buchstäblich von den eigenen Geistern zerrissen wird. Für Wertschätzer roher und unbequemer Horrorkost ist der schäbige Schocker absolutes Pflichtprogramm.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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