Manhunt Backwoods Massacre (N 2008)

manhunt-backwoods-massacreDer Hinterwald-Horror beansprucht nach einem langjährigen Nischendasein im Underground seinen Platz im Mainstream. „Texas Chainsaw Massacre“ und „The Hills Have Eyes“ bekamen Remake und Fortsetzung/Vorgeschichte spendiert, durch die jährlichen Sequels zum Folter-Porno „Saw“ ist der Kommerzialisierung des Splatterfilms derzeit ohnehin kein Abbruch zu attestieren. Mit „Manhunt Backwoods Massacre“ hat der Reiz an der Gewalt nun auch die Norweger geritten. Mit gängigen US-Klischees, holzschnittartigen Figuren und (im ungeschnittenen Original) grober Härte.

Der deutsche Titel indes klingt weit reißerischer, als es Patrik Syversens Langfilmdebüt tatsächlich ist. Im Norwegischen heißt der rüde Thriller „Rovdyr“, was Raubtier bedeutet und einmal mehr auf das abgründige Wesen des Menschen verweist. Dies manifestiert sich in einer Gruppe Jäger, die ohne Skrupel zur Pirsch auf menschliche Beute bläst. Die schemenhafte Handlung spielt 1974, dem Produktionsjahr jenes legendären „Texas Chainsaw Massacre“, und beginnt mit vier jungen Menschen, die auf dem Weg in den Wanderurlaub verschleppt und zum Freiwild degradiert werden.

Über den Einsatz von Handkamera und ausgeblichenen Farben manifestiert sich das Streben nach optischer Authentizität. Auch das ist mittlerweile zur obligatorischen Begleiterscheinung des provinziellen Terrors verkommen, gerät hier in Setting und Ausstattung aber besonders stimmungsvoll. Nach der gewohntermaßen gedehnten Einleitung, in der die Protagonisten und ihre Spannungen untereinander aufgezeigt werden, stellt sich mit dem radikalen Eindringen der Jagdgesellschaft in die Privatsphäre der Touristen eine konstante Unbehaglichkeit ein. Auf die Spitze getrieben wird diese mit wenig raffinierten, jedoch wirksamen Gewalt-Schocks.

Hart und brutal, wenngleich ohne die dem amerikanischen Markt anhaftende Lust an der zehrenden Zerstörung des Körpers, vollzieht sich die Treibjagd. Eruptiv bricht die Menschenverachtung ihrer Peiniger über die Beute herein. Da werden Löcher in Leiber geschossen, Kehlen geschlitzt, der Flintenlauf im sexuellen Machtspiel in den Mund eines Opfers gesteckt. Die Täter bleiben Anonym und durch die Kameraposition meist nur Ausschnittsweise sichtbar. Auch das wirkt. Natürlich folgt irgendwann, aus der Wut, der Verzweiflung heraus, der Gegenschlag. Neu ist das freilich nicht, immerhin aber sehenswert und mit der nötigen Ausweglosigkeit in Szene gesetzt.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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