Mad Max: Fury Road (AUS/USA 2015)

mad-max-fury-road„If I’m gonna die, I’m gonna die historic – on a fury road!“ – Fanatisiert: Nux

Die Endzeit des George Miller wirkt wie eine entartete Travestie-Show. Grotesk kostümierte Gestalten rasen auf Motorrädern oder in abenteuerlich kombinierten Fahrzeugresten durch sandiges Ödland und streiten um die verbliebenen Ressourcen. Mit „Mad Max 2“ lieferte der spätere „Happy Feet“-Regisseur 1981 die Blaupause des postapokalyptischen Actionfilms. Das drei Jahre zuvor präsentierte Original war lediglich die Vorstufe und zeigte eine aus den Fugen geratene Gesellschaft im Kampf gegen moralische Entgrenzung. Mit „Fury Road“, dem 30 Jahre nach dem enttäuschenden dritten Part vorgestellten Reboot des Klassikers beruft sich Miller voll auf die Szenerie des zweiten Teils – und entfesselt einen bildgewaltigen Orkan aus Staub und Feuer.

Als Nachfolger Mel Gibsons überzeugt Tom Hardy („The Dark Knight Rises“), der als müder Einzelgänger Max Rockatansky ziellos durch die Wüste streunt. Die Zivilisation und mit ihr ein bedeutender Teil der Menschheit ist in Rauch aufgegangen. Übrig blieb eine lebensfeindliche Mondlandschaft, in der die wenigen Überlebenden ein karges Dasein fristen. Der Auftakt zeigt Max‘ Gefangennahme durch die motorisierten Schergen des mächtigen Immortan Joe (markierte bereits im Erstling den brutalen Scheißkerl: Hugh Keays-Byrne). Die verschleppen ihn in eine Felsfeste, wo er als Blutspender und Organ-Ersatzteillager missbraucht werden soll. Joe hat die Macht, über ein gewaltiges Wasserreservoir, mit dem er die darbende Bevölkerung am Fuß des Massivs gefügig hält, und eine fanatisierte Armee glatzköpfiger Krieger.

Die lässt er ausrücken, als ihn die einarmige Kämpferin Furiosa (Charlize Theron, „Prometheus“) hintergeht. Eigentlich sollte sie mit einem Tanklaster Benzin besorgen. Doch in Wahrheit nutzt sie die Gelegenheit, um vier von Joes modelhaften – und obendrein schwangeren – Gebärfrauen die Freiheit zu ermöglichen. An die Front eines ausrückenden Verfolgungsfahrzeugs gekettet, wird auch Max Teil der Jagd. In den Wirren eines schweren Sturms kann er sich befreien und schlägt sich widerwillig auf die Seite von Furiosa und ihren Begleiterinnen. Deren Ziel ist eine Frauenkommune, die in einer grünen Oase leben soll. Nur denkt Joe nicht daran, die Flüchtigen einfach ziehen zu lassen. Unerwartete Hilfe erhalten die vom jungen Nux (Nicholas Hoult, „X-Men“), der sich zögerlich der von Joe gepredigten kultischen Aufopferungsmentalität entzieht.

George Miller gestaltet die Rückkehr in die barbarische Endzeit inhaltlich simpel und visuell furios. Nie sah „Mad Max“ so aufwändig und spektakulär aus. Tom Hardy zeigt eine zunächst unauffällige, schlussendlich aber betont physische Performance. Sein Max kämpft gegen die Geister der Vergangenheit und die der Gegenwart. Dass er Verantwortung übernimmt und Furiosa unterstützt, sorgt für dosiertes Actiongewitter mit vereinzelten Härten, das zum Staunen einlädt. Manche Idee, etwa das Trommlerfahrzeug mit entstelltem E-Gitarristen an der Spitze, wirkt übertrieben. Aber „Fury Road“ ist trotz kleinerer Makel und Längen purer Rock ’n Roll. Dazu zitiert Miller reichhaltig den eigenen Fundus (auch hier versagt die Patrone in der doppelläufigen Flinte) und andere Klassiker des Ozploitation-Kinos (z. B. „The Cars That Ate Paris“). An die archaische Wucht des wegweisenden (zweiten) Vorläufers knüpft er damit überraschend konsequent an.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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