Macbeth (AUS 2006)

macbethwrightZu zweifelhaftem Ruhm gelangte Geoffrey Wright durch das Skinhead-Drama „Romper Stomper“. Viel Zählbares gelang ihm in der Folge nicht. Sechs Jahre nach seinem US-Debüt, dem handelsüblichen Slasher „Cherry Falls“, versucht sich der Regisseur an einem Comeback. Die Adaption der klassischen Shakespeare-Tragödie „Macbeth“ mag ein wenig hochgegriffen erscheinen, immerhin behält Wright die Blankverse – im Original vorgetragen mit derbem australischem Akzent – weitgehend unverändert bei, doch nähert sich seine filmische Übersetzung der Vorlage durch eine stilisierte Generalüberholung.

Neu ist diese Idee freilich nicht. Bereits Baz Luhrmans „Romeo und Julia“ verlegte ein Stück Shakespeares unter Beibehaltung des Textes in die Neuzeit. Und so wie er dem großen Scheitern einer unsterblichen Liebe in modernem Gewand gerecht wurde, entspricht auch Wrights „Macbeth“ dem ebenso tragischen, jedoch deutlich brutaleren Kern des kreativen Ursprungs. Königsmörder Macbeth (Sam Worthington, „The Great Raid“) wird dem archaischen Mittelalter-Milieu entrissen und als Drogenbaron in die Gegenwart eines zeitgemäßen Thrillers verpflanzt.

Die drei Hexen, die den steilen Aufstieg des Feldherrn prophezeien, werden zu Teenager-Schlampen unter der Discokugel. Auf Drängen seiner Gemahlin (Victoria Hill, „December Boys“) tötet Macbeth Gangsterboss Duncan und nimmt dessen Platz ein. Um die errungene Macht behaupten zu können, muss er immer neue Gräueltaten begehen und immer mehr potenzielle Gegner aus dem Weg räumen. Aber Blut fordert Blut, so dass sich sein Schicksal nicht mehr abwenden lässt. Als er die Familie des vermeintlichen Feindes Macduff (Lachy Hulme, „Matrix Revolutions“) töten lässt, schlägt die zunehmende Opposition zurück.

„Macbeth“ ist gestyltes Kulturgut für die junge Generation, mit Rockmusik, Sex und moderner Bildästhetik. Geschwiegen wird, wo über schnell geschnittene Bilder der brutale Unterweltalltag geschildert wird. Ungeachtet der weitgehend unbekannten Besetzung ist dies gewagte, wenn auch erprobte Konzept stark gespielt und der düsteren Vorlage entsprechend brutal ausgeschmückt. Ob dass Shakespeare nun gerecht wird oder nicht, muss schlussendlich jeder für sich selbst entscheiden. Wright verliert nie die Ehrfurcht vor dem Bühnenstoff, so dass dieser auch einer gestrafften Action-Variante stand hält.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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