Leise weht der Wind des Todes (GB 1971)

leisewehtderwinddestodesSein Film läuft nicht einmal eine Minute und doch zeigt Don Medford unverzüglich, woran man bei ihm ist. 1971 drehte der etablierte TV-Regisseur, der für Serien wie „Auf der Flucht“ oder „Solo für O.N.K.E.L.“ hinter der Kamera gestanden hatte, den brachialen Spät-Western „Leise weht der Wind des Todes“. Mit dem lebte er auf der Leinwand aus, was für den Bildschirm undenkbar schien. Zum Einstieg lässt er eine Klinge durch die Kehle eines Rindes fahren. Blut spritzt. Während das Messer anschließend unter die Haut des Tieres geführt wird, schalten sich Bilder eines Liebesaktes dazwischen, der in brutaler Ausführlichkeit das Patriarchat des oben aufliegenden Mannes offenbart.

Der heißt Brandt Ruger (Gene Hackman, „French Connection“), ist ein mächtiger Viehbaron und ein sadistischer Despot obendrein. Die unter ihm liegende und leidende Gattin Melissa (Candice Bergen, „Das Wiegenlied vom Totschlag“) wird in seiner Abwesenheit vom gefürchteten Banditen Frank Calder (Oliver Reed, „Die drei Musketiere“) entführt, den es nach der Fertigkeit des Lesens verlangt. Der Vergewaltigung durch den Ehemann aber folgt auch die Schändung durch den Desperado. Doch eins ist nicht wie das andere. Der Kidnapper und die Entführte verlieben sich. Dem Glück im Wege steht nur Brandt, der die als Eigentum deklarierte Frau um jeden Preis zurück will.

Ein ur-amerikanischer Genrefilm, mit britischen Produktionsgeldern nach italienischem Vorbild in Spanien gedreht. Fraglos ist er gut gemacht, abgesehen von der grässlichen Rückprojektion während der Zugfahrt, dramaturgisch hingegen hapert es an allen Ecken und Enden. Die Gegenüberstellung des schroffen, irgendwie aber doch herzensguten Verbrechers und des geachteten Grundbesitzers, der im Kern ein Fiesling sondergleichen ist, wirkt derart plump und trivial in die Prärie gehustet, dass darüber einfach keine Tiefe entstehen mag. Die Besetzung ist so prominent wie reizvoll, schauspielerisch allerdings wirkt das teils derb übertrieben.

Aber „The Hunting Party“, wie der hemmungslose Streifen im Original heißt, ist einfach kein groß angelegtes Drama, selbst wenn Medford dies intendiert haben mag. Die genüsslich zelebrierte und sichtlich an Sam Peckinpah angelehnte Gewalt, bei der es spritzt und saftet wie in kaum einem anderen Western, weist den Film schnell als klassischen Exploiter aus. Ruger und seine Geschäftsfreunde, die Calders Gang mit neumodischen Präzisionsgewehren aus sicherer Entfernung wie die Karnickel abknallen, unterscheiden sich kaum von den Outlaws auf ihrer Abschussliste. Und wenn schon keiner so wirklich gut daherkommen mag, können auch gleich alle vor die Hunde gehen.

Mit Komponist Riz Ortolani („Mondo Cane“) und Nebenakteuren wie L.Q. Jones („The Wild Bunch“) und Simon Oakland („Bullitt“) werden weitere wohl klingende Namen aufgefahren, deren Einsatz aber zu einem guten Teil verschenkt wirkt. Denn die mit fast zwei Stunden viel zu breit getretene Menschenjagd nimmt so wenig Rücksicht auf Logik wie auf die Physis der Protagonisten. Straffer erzählt und mit weniger vergebenem Heischen nach komplexen Figuren hätte es einfach hübsch heftiger 70´s-Sleaze werden können. Der nihilistische Grundton gefällt, nur führt er buchstäblich ins Nichts. Ein dreckiger und unerbittlicher, wenn auch nah am Edel-Trash rangierender Gewalt-Western.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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