Lars und die Frauen (USA 2007)

lars-und-die-frauenEine verschneite US-Kleinstadt ist Schauplatz der sensiblen Tragikomödie „Lars und die Frauen“. Doch wirkt dieser Ort so gar nicht amerikanisch, eher skandinavisch, woran auch die Namen der Bewohner ihren Anteil haben. Lars Lindstrom zum Beispiel, ein zurückgezogen in der Garage neben dem Domizil des Bruders, das zur Hälfte eigentlich das seinige ist, hausender Eigenbrötler. Seit dem Tod der Eltern schottet sich der Büroangestellte ab, überfürsorglich von der schwangeren Schwägerin umgarnt. Dann tritt Bianca in sein Leben.

Sie kommt in einer schrankgroßen Holzkiste, kostet ein kleines Vermögen und ist eine Sexpuppe. Zumindest auf den ersten Blick. Lars jedoch kommuniziert mit ihr, sorgt sich um sie, hat gar eine anrührende Lebensgeschichte über Missionierung und Körperbehinderung parat. Das klingt skurril, irgendwie heiter, wird von Autorin Nancy Oliver („Six Feet Under“) und Kinodebütant Craig Gillespie aber nie humoristisch ausgeschlachtet. Dafür sorgt auch die Besetzung, Ryan Gosling („Half Nelson“) als Lars, Paul Schneider („Elizabethtown“) als sein Bruder Gus und Emily Mortimer („Match Point“) als Schwägerin Karen.

Hinzu tritt Ärztin Dagmar (Patricia Clarkson, „Dogville“), die zwar keine Psychologin ist, einer solchen im Ort aber noch am nächsten kommt. Sie kümmert sich um Bianca und mit ihr um Lars, der zurückgezogen in seiner eigenen kleinen Welt weilt, zunächst belächelt, ob seiner Probleme aber bald von der ganzen Einwohnerschaft nach Leibeskräften unterstützt wird. So wird Bianca mit ihrem Rollstuhl zu Partys chauffiert, ins soziale Miteinander eingebunden und gar zum Engagement in der örtlichen Schule bewegt. Von so viel Kontaktfreudigkeit soll auch Lars profitieren, der sich in seinem Schneckenhaus allmählich zu regen beginnt.

Ein bisschen vorhersehbar ist die Geschichte sicher, die Art und Weise der Herangehensweise aber ist bravourös. Die eigentliche Bestimmung der Sexpuppe wird gänzlich vernachlässigt, wenn auch ihre anatomische Korrektheit festgestellt wird. Die über sie heraustretende Menschlichkeit spendet Wärme, für die Protagonisten und den Zuschauer. Die grundlegend absurde Idee wird derart zurückhaltend, wohlgemerkt nicht verkrampft, abgehandelt, dass sich wohl nur derjenige nicht davon gefangen nehmen lässt, der das winterliche Idyll in schier märchenhafter Einigkeit für blankes Hirngespinst hält.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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