Kites – Auf der Flucht (IND 2010)

kites-auf-der-fluchtActionfilme aus Bollywood funktionieren nicht! Zu pauschal? Okay, beginnen wir von vorn. „Kites“ ist eine wilde Mischung aus amerikanischem Thriller (mit rassiger mexikanischer Färbung) und indischer Romanze, hochglänzend, überlang und… ziemlich gestelzt. Die streng subjektive Sicht des Autors spielt eine ebenso untergeordnete Rolle wie die Sehgewohnheit westlicher Zuschauer. Bollywood und Action, das passt einfach nicht zusammen. Da hilft auch die alternative Schnittfassung von US-Regisseur Brett Ratner („Rush Hour“), genannt „The Remix“, wenig, bei der gut eine halbe Stunde links liegen gelassen und das Tempo gesteigert wurde.

Die für den indischen Markt gefertigte Version dauert rund zwei Stunden, trägt mit Tanzeinlagen und Schnulzen-Pop mächtig dick auf und imitiert die ´Over the Top´-Schauwerte einschlägiger Jerry Bruckheimer-Produktionen mit einer Selbstverständlichkeit, die, wäre sie nicht von solch kunterbunt trivialer Ernsthaftigkeit, fast schon wieder sympathisch wäre. Bei diversen Verfolgungsjagten fliegen Autos federleicht durch die Luft, überschlagen sich dutzendfach und explodieren mit einer Zuverlässigkeit, die den Vorsprung durch Technik modernen Fahrzeugbaus ad absurdum führt.

Aber solche vom Ballast der Realität befreiten Klischees sind beileibe nicht das eigentliche Problem des Films. Es sind vielmehr die dröge Story, die flachen Figuren und nicht zuletzt die chargierenden Darsteller, die den von Anurag Basu („Life in a Metro“) gedrehten Action-Schmonz zum Geduldsspiel machen. An der Inszenierung ist grundlegend nichts auszusetzen. Die farbintensiven Bilder sehen aus wie geleckt und die Kulisse des amerikanischen Spielerparadieses Las Vegas ist für die glamouröse Oberflächlichkeit wie geschaffen. In der findet die Liebe zwischen dem Tanzlehrer Jai (Hrithik Roshan, „Dhoom 2“) und der schönen Natasha (Bárbara Mori) ihren Anfang.

Beide sind mittellos und auf das große Geld aus. Jai, der illegal eingewanderten Frauen durch Heirat eine Aufenthaltsgenehmigung verschafft, macht sich zu diesem Zwecke an die Tochter eines mächtigen (und entsprechend skrupellosen) Casinobesitzers heran. Dort trifft er auf Natasha, eine seiner Schein-Ehefrauen, die aus identischen Motiven wie er mit Tony (Nicholas Brown), dem Bruder von Jais Verlobten verbandelt ist. Als die beiden ihre Gefühle füreinander entdecken, wagen sie, verfolgt vom rachsüchtigen Tony, eine waghalsige Flucht. Deren überdramatisierter Ausgang offenbart sich über zahlreiche Rückblenden. Die Moral, das Geld nicht glücklich macht, aber die wahre Liebe auch nicht gerade für ein langes Leben sorgt, ist allerdings selbst für Bollywood-Maßstäbe eine Spur zu abgehoben.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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