King Arthur (USA/IE 2004)

king-arthur„Regen und Schnee zugleich. Ein böses Omen.“

Das Joch des bestenfalls jugendfreien Sommerblockbusters forciert zumeist den Verzicht auf Szenen grafischer Gewaltdarstellung zugunsten konformer Inszenierungsschemata. Dumm nur, wenn der kommerzielle Kniefall des Produzenten die Intention des Regisseurs unterwandert, ein archaisches Schlachtengemälde auf Zelluloid bannen zu wollen. Entpuppt sich der Produzent jedoch als Popcorn-Action-Papst Jerry Bruckheimer („Pearl Harbor“), stellt solcherlei künstlerische Kastration keinerlei Problemstellung mehr dar. Schließlich gestattet das Ansehen des einflussreichen Kino-Moguls die Veröffentlichung seiner Werke als veritable Auswertung für Verleih und Verkauf in ungeschnittener Form. Allerdings gewinnt Antoine Fuquas („Tränen der Sonne“) unausgegorene Arthur-Aufbereitung „King Arthur“ durch die ergänzten 14 Minuten Filmmaterial nicht an Klasse, sondern lediglich an Blutgehalt und Schlachtgetümmel.

Als sich der Niedergang des römischen Reiches und der Abzug der Besatzer aus erobertem Gebiet deutlich abzeichnet, zehren Chaos und Anarchie an britischen Landen. Der römische Offizier Arthurius (Clive Owen, „Hautnah“), genannt Arthur, verteidigt mit seinen Rittern im Namen Roms umkämpftes Grenzgebiet. Eine letzte heikle Mission soll die Ritter der Tafelrunde von ihrem Dienst entbinden und die ersehnte Freiheit garantieren. Arthur und seine Mannen sollen eine einflussreiche römische Familie vor den nahenden Sachsen und ihrem gewissenlosen Anführer Cerdic (Stellan Skarsgård, „Dogville“) bewahren. Doch führt der Weg der beschwerlichen Reise durch das Territorium der kampfeswütigen Pikten, die unter der Führung Merlins (Stephen Dillane, „The Hours“) die Freiheit Britanniens erwirken wollen. Als Arthur die todgeweihte Heidin Guinevere (Keira Knightley, „Fluch der Karibik“) aus den Klauen der römischen Inquisition befreit, scheint sein Schicksal besiegelt. Gewillt den plündernden und mordenden Sachsen Einhalt zu gebieten und das geteilte Land unter einem Zepter zu einen, wagt der Heerführer einen Pakt mit Merlin. Und die entscheidende Schlacht mit Cerdic und seinen Barbaren.

„King Arthur“ stellt nach „Troja“ bereits das zweite entmystifizierte Heldenopus der vergangenen Kinosaison. Entgegen der verbreiteten Sage um das magische Schwert Excalibur und die Ritter der Tafelrunde wollte Jerry Bruckheimer, basierend auf neuen Erkenntnissen, ein historisch fundiertes Bildnis des Königs Arthur meißeln. Gerecht wird das Ergebnis dem durchaus achtbaren Beweggrund nicht. Vielmehr mutet „King Arthur“ zwischen oft blassem Schauspiel und inhaltlichem Ungleichgewicht an wie eine obskure Mixtur aus „Braveheart“ und „Der 13. Krieger“. Antoine Fuqua vergeudet in der ersten Hälfte schlicht zu viel Zeit daran, den zähen Plot mit römischer Grausamkeit zu tränken und gibt seinen Film durch fade Dialoge überdies schleichender Langatmigkeit preis. Untermalt von Hans Zimmers („Der König der Löwen“) sattelfestem Score krankt das gut besetzte Historien-Spektakel in erster Linie an der schier greifbaren Belanglosigkeit seines Handlungskonstruktes.

Hauptakteur Clive Owen bleibt in der Rolle des legendären König Arthur über weite Strecken blass und begnügt sich damit, Reih um Reih seiner Opponenten in schwerer Rüstung und mit stoischer Mine aus dem Leben zu häckseln. Dem gegenüber meistert Keira Knightley den Balanceakt zwischen verletzlicher Jungfrau und tougher Heroine durchaus überzeugend. Darstellerische Akzente setzen in starken Nebenrollen jedoch nur Stellan Skarsgård und Ray Winstone („Sexy Beast“) als bärbeißiger Gefolgsmann Arthurs. Als belächelnswertes Beiwerk indes mimt Hollywood-Export Til Schweiger („U-Boat“) als Cerdics Filius den kriegstreiberischen Sachsen-Paule mit gewohnt schalem Blick und weniger Gesichtsausdrücken als überzeugenden Szenen.

Im Gegensatz zur entschärften Kinofassung beschert „King Arthur“ der nachgeschobene „Director´s Cut“ einzig die Explikation rüder Gewalt. Doch tragen abgetrennte Glieder, offene Wunden und spritzendes Blut nur wenig zur Manifestierung der schalen Charaktere bei. Einsames Aufbegehren inszenatorischer Sublimierung bildet das sehenswert umgesetzte Scharmützel auf der Eisfläche eines gefrorenen Sees. So fördert „King Arthur“ vor allem die Erkenntnis, dass John Boormans gelungene „Excalibur“-Verfilmung von 1981 auch weiterhin den unangefochtenen Referenzpunkt in Sachen filmisch adaptierter Sage um König Arthur und dessen Wirkungskreis markiert. Selbst wenn dieser es mit der „Wahrheit“ nicht ganz so genau nimmt wie Jerry Bruckheimer und Antoine Fuqua.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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