KavalierSTART – 2 Takte für ein Halleluja (2016, Wie Waldi Tonträger)

Mofa-Punks gehört die Welt!

Ist es ein Rasenmäher? Ist es eine Kettensäge? Nein, es ist ein Mofa! Der anachronistische Zweiradhobel sorgt beim instrumentalen Opener der KAVALIERSTART-EP „2 Takte für ein Halleluja“ für beständiges Hintergrundorgeln. Davor setzt es Punk‘n’Roll mit gezupftem Bass und Mundharmonika. Daran anschließend kann alles kommen. Oder auch nichts. Die durchaus überraschende Antwort liefert „ALG II #1“, das nach Saxophon-Einstand gröligen Deutsch-Punk mit überschaubarem Hang zu getroffenen vokalen Tönen serviert. „Nennt uns Wurzel des Problems, wir sind die Gewinner des Sozialsystems“ lärmt es aus den Boxen, während produktionstechnisch garagiges Flair abgerufen wird.

Die Asi-Attitüde sollte aber nicht verschrecken. Denn das Augenzwinkern des Flensburger Duos ist ansprechend groß. Wenn es nicht gerade – wie auch „Privatinsolvenz“ offenbart – um die Lümmelpartie in der sozialen Hängematte geht, steht das Mofa im Mittelpunkt. Oder die Mofa? Egal, „Mofa Mofa“ deutet das dahinter stehende Lebensgefühl an, das irgendwo zwischen Kiosk und Hinterhofwerkstatt verborgen liegt. „Ein Takt. Zwei Takte. Wir wollen Mofa fahren.“ Die Simplizität der Texte wirkt sympathisch. Erheiternd sowieso. Das gilt auch für die manchen Songs vorgelagerten Einspieler.

Das nächste Highlight ist „Fahrradstand“, das ordentlich auf die Tube drückt und unverzüglich zum gesanglichen Mitschmettern einlädt. Bei „Die alte Leier“ wird (bis auf den Nenenenene-Chor) wieder auf Vocals verzichtet. Dafür kommt ein Dudelsack zum Einsatz. Um Ideen sind KAVALIERSTART nicht verlegen. Am deutlichsten offenbart dies die fast fünfminütige Zweirad-Outlaw-Nummer „Unterwegs auf der A7“, die zu einem Gutteil aus Verkehrsdurchsagen besteht, die vor einem rasenden Mofapiloten auf der Autobahn Richtung Dänemark warnen. „Mofa Erhard“  bemüht zum Abschluss den Heinz-Erhardt-Klassiker „Immer wenn ich traurig bin, trink ich einen Korn“. Was bleibt zu diesen erheiternd niveaubefreiten 16 Minuten noch zu sagen? Höchstens: Mofa Mofa!

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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