It.Is.Imperative – Beton (2011, DIY)

it-is-imperative-betonNiemals geht man so ganz. Auch IT.IS.IMPERATIVE (kurz: iii) nicht. Und sei es in letzter Konsequenz auch nur wegen ihrer EP „Beton“. Diese ist Abschiedsgeschenk und Vermächtnis zugleich. Über rund sechs Jahre hinweg trugen die Berliner ein hochkarätiges Stück zur heimischen DIY-Szene bei. Zu einem Album hat es leider nicht gereicht. Dafür gab es drei in Eigenregie auf den Weg gebrachte EPs sowie zwei als Vinyl veröffentlichte Split-10“ mit internationalen Weggefährten (u.a. AMPOOLS). Nicht zu vergessen die vielen Konzerte in schummrigen Off-Clubs der Hauptstadt, die für die Musiker wie auch das Publikum eine Menge schöner Erinnerungen bewahren dürften.

Daher soll an dieser Stelle auch nicht die Rezension im Vordergrund stehen, sondern der Dank. An iii und all die anderen Bands, die abseits von musikalischen Moden und Mainstream eine Nische in Beschlag nehmen, die mit Progression und Post-Hardcore dem Ventil einer kreativ ungemein spannenden Leidenschaft entspricht. Gerade sie ist es, die der schnelllebigen und Kommerz-orientierten Musikwelt ein aus eigener Tasche finanzierter Gegenentwurf ist. Das verlangt Respekt – und die Affinität für klangliche Experimente. Im Kern ist auch „Beton“ ein solches. Nicht zuletzt aufgrund der endlich adäquat zur Geltung kommenden Vocals.

Die sind wieder komplett in deutscher Sprache gehalten und meist mehr gesprochen (und/oder geschrien) als gesungen. An Melodie und Eingängigkeit wird trotzdem nicht gespart. Nur gehen diese Attribute eben allein vom verspielten Zusammenwirken der Instrumente aus. Die Texte beschäftigen sich mit Entfremdung. Zwischen Menschen, Mensch und Moderne, Mensch und Staatsgefüge. Oft sind es Fragen. Nur Antworten gibt es keine. Wie philosophisch angehauchte Essays prasseln die vier Songs „So schön kann es gar nicht gewesen sein“, „Vergeudung in Echtzeit“, „Ich sag ja nicht, dass alles schlecht ist“ und das zur klassischen Punk-Polemik schweifende „Die Hände in den Taschen“ auf den Hörer ein.

Atmosphärisch von ungemeiner Dichte, harmonieren bei iii zum Abschluss alle Teile so, wie man es sich in der Vergangenheit gewünscht hatte. Jedes Element, jedes Instrument kommt für sich zur Geltung, ohne je allein dazustehen. Der Sound bleibt bisweilen grob. Aber so soll er sein. Auf das melodische Moment folgt zwangsläufig die ruppige Erdung. „Beton“ ist erhaben und explosiv zugleich. Man möchte sich kaum fragen, was hier noch hätte entstehen können. Am Ende fehlten die Zeit, die Kraft und natürlich auch das Geld. In guter Erinnerung behalten wird man den inspirierten Fünfer aber bestimmt. Damit wird man denn auch dem Titel des Openers vehement widersprechen. Denn schön war es mit IT.IS.IMPERATIVE immer!

Downloaden kann man „Beton“ unter: http://itisimperative.bandcamp.com/album/beton

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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