Island of Death – Die Teuflischen von Mykonos (AUS/GR 1975)

dieteuflischenvonmykonosJane und Christopher sind ein Paar, das sich nicht nur im Bett blendend versteht, sondern auch bei der Auswahl ihrer Freizeitaktivitäten völlig aufeinander abgestimmt ist. Meistens geht es dabei um Sex mit Fremden nebst deren anschließender Ermordung. Von den waghalsigen Aktionen werden immer Fotos geschossen, die dem jungen Pärchen anschließend als Masturbationsvorlagen dienen. Ach ja, Jane und Christopher sind ein Geschwisterpärchen, damit keine Missverständnisse aufkommen. Sie stranden am Anfang des Films auf Mykonos in Griechenland, wo sie kein Mensch kennt, so dass das abartige Spiel der zwei Geistesgestörten unbehelligt weitergeführt werden kann. Ein „Shaft“-aliker Cop ist ihnen zwar dicht auf den Fersen, aber auch ihm können sie geistreich das Licht ausblasen. Jane ist schlussendlich nicht mehr so sicher, ob das was sie da tun auch wirklich nett ist, und am Ende spielt ein notgeiler Hirte eine wichtige Rolle um die Zukunft der perversen „Bonnie & Clyde“-Epigonen.

Im Jahre 2003, 28 Jahre nach dem Erscheinen von Nicos Mastorakis Trashgranate „Island of Death“ erschien hierzulande von „Cine Club“ eine feine Special Edition des sicherlich verstörenden Films. Besonders aufschlussreich ist das halbstündige Interview mit dem griechischen Regisseur, der sich sehr selbstkritisch und ehrlich über die Entstehung seines kleinen dreckigen Schockers äußert. Dadurch ist einem die Chance gegeben, die Intention der Macher zu durchschauen, überhaupt einen solch (besonders für damalige Verhältnisse) schockierenden Film zu drehen, in dem Schwulen- und Lesbenszenen, Inzest, Sodomie, Natursektspiele, nackte Möpse en Masse, (homosexuelle) Vergewaltigungen, Drogen, Folter und Hippies vorkommen. Und all das mit einem Budget, bei dem in Hollywood vermutlich die Wochenverpflegung der Schauspieler gesichert sein dürfte.

Mastorakis erzählt, dass er zuvor „Texas Chainsaw Massacre“ gesehen hatte, von dem er zunächst einmal angewidert zu sein schien, wegen all der Gewalt und Unmenschlichkeit. Allerdings war er auch überrascht, dass solch ein Werk Unmengen an Geld einspielen konnte. Es vergingen wenige Tage, und im Geiste des noch jungen Regisseurs entstand dann die Idee zu einem Film, der noch mehr die niederen Instinkte der Bestie Mensch ansprechen sollte. Und dass, indem er so ziemlich alles, was besonders in den 70ern verpönt und nicht unbedingt filmkonform war, in die Geschichte um das durchgeknallte und gewissenslose Killer Duo einmontierte. Auch ohne das interessante Interview gesehen zu haben, dürfte der traditionelle Filmgeek nicht überrascht sein, wo der Film einzuordnen ist. Für den Scheuklappen auftragenden Normalo hingegen dürfte es eine Selbstverständlichkeit sein, den Film aufs schändlichste zu verdammen.

Technisch ist dem Film sein knappes Budget natürlich anzumerken. Dennoch gelingt es Mastorakis mit wenigen Mitteln die zugegeben wenig geistreiche Geschichte visuell packend einzufangen. Mykonos, mit seinen weißen Häusern mit Flachdächern, farbigen Türen und Fenstern und immer satten blumenfrohen Balkonen eignet sich wunderbar als Kulisse und als krasses Gegenteil zum pechschwarzen Gemüt der verrückten Mörder und Vergewaltiger. Auch schadet es dem Film keineswegs, dass die Nachtszenen eigentlich tagsüber gedreht wurden und diese dann mit Hilfe von Farbfiltern auf dunkel getrimmt wurden, es verleiht der Stadt auf der Kykladeninsel sogar eine merkwürdig schaurig-schöne Atmosphäre.

Erwartungsgemäß sind die Schauspieler allesamt in einem Bereich anzusiedeln, der fast ins amateurhafte niederdriftet. Verständlicherweise, wurde doch manch einer vor die Linse gezerrt, der absolut gar nichts mit der Schauspielerei zu schaffen hatte. So etwa die zwei vergewaltigenden Hippies (ja, hier sind die Blumenboys nicht sonderlich liebenswert), die auf der Insel eigentlich als Touristen unterwegs waren, vom Regisseur aber überredet wurden, die kleinen Rollen zu übernehmen. Um noch mehr Geld zu sparen belegte Mastorakis eine Rolle selbst, allerdings mit solch bescheidenem Erfolg, dass er heute sogar selbst gerne darüber lacht. Einzig dem infantil schwachsinnigen und textlosen Schaafshirten am Schluss der Geschichte wird von Nikos Tsachiridis Leben eingehaucht, der in den 60ern ein großer Star des griechischen Kinos gewesen war.

Für überzeugende Effektarbeit hat die Kohle natürlich auch nicht langen können, so dass man sich mit wenig Splatter zufrieden geben muss, auch wenn hier und da der rote Lebenssaft fließt und auch mal ein Opfer der Mörder mit einen Bagger geköpft wird! Die Grausamkeit der zwei Irren und die Lust, die ihnen ihr Treiben sichtlich bereitet, ist allemal Horror genug. Als anstößig wird die Szene betrachtet, in der Jonathan ein kleines Lamm zuerst penetriert und schließlich bestialisch mit einem Messer ersticht. Gleichvorweg: Dem Tier ist natürlich nichts passiert, man gab ihm ein leichtes Beruhigungsmittel, so dass es vom Dreh kaum etwas mitbekam. Wir sind ja hier nicht bei Deodato und Co.

In den folgenden Jahren und Jahrzehnten sind gewiss Filme auf die Menschheit losgelassen worden, die den Schockfaktor von „Island of Perversion“, „Cruel Destination“ oder „Devils in Mykonos“, wie der Film auch gerne betitelt wird, um einiges übertrumpfen konnten. Dennoch bleibt der 1975 gedrehte Exploiter eine kleine Perle des absurden, verwerflich abscheulichen Kinos außerhalb der Grenzen Hollywoods. Genrefreaks kennen ihn natürlich, der Rest sollte auf jeden Fall einen großen Bogen um den Film machen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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