Iron Sky (FIN/D/AUS 2012)

iron-sky„All presidents who start a war in their first term get re-elected.“ – Die US-Präsidentin beweist Weitblick

Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung von 2012 haben rund 16% der in Ostdeutschland lebenden Menschen ein „geschlossenes rechtsextremes Weltbild“. Das klingt erst einmal erschreckend, verglichen mit dem Mond sind die neuen Bundesländer aber geradezu liberales Terrain. Denn in Timo Vuorensolas („Star Wreck“) Sci-fi-Groteske „Iron Sky“ sind sämtliche Bewohner des Erdtrabanten Nazis. Als Nachkommen einer Gruppe gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ins All gesandter Hitler-Schergen bewohnen diese eine Hakenkreuz-förmige Festung und planen die Invasion der Erde.

Dass die Lebensraumerweiterung der konsequent gestrigen Deutschen nicht ewig unentdeckt bleibt, ist klar. Allerdings dauert es bis ins Jahr 2018, ehe zwei US-Astronauten, darunter das zu Wahlkampfzwecken ins All beförderte afroamerikanische Model James Washington (Christopher Kirby, „Daybreakers“), die Mond-Nazis zufällig aufspüren. Jene wittern gleich den irdischen Präventivschlag und so drängt der arische Vorkämpfer Klaus Adler (Götz Otto, „Der Untergang“) Führer-Nachfolger Kortzfleisch (Udo Kier, „Melancholia“), als Befehlshaber einer Vorhut die Kapitulation der Sarah Palin verdächtig ähnelnden Präsidentin (Stephanie Paul) verhandeln zu dürfen. Doch glaubt deren Wahlkampfleiterin Vivian (Peta Sergeant), die präsidiale Wiederwahl mit deutschen Tugenden garantieren zu können.

Adlers Verlobte, die Lehrerin Renate Richter (Julia Dietze, „Was nützt die Liebe in Gedanken“), hegt jedoch Sympathien für den gefangenen Washington, der durch ihren Vater (Tilo Prückner, „Die unendliche Geschichte“), Marke verrückter Wissenschaftler, einer Nazifizierung und Hautbleichung unterzogen wird. Charlie Chaplins Klassiker „Der große Diktator“ öffnet ihr schließlich die Augen für die Verfehlung der heimischen Diktatur und fortan setzt sie alles daran, Adler und die bevorstehende Erderoberung zu verhindern. Der Präsidentin kommt die Attacke der Nazis jedoch gerade recht und da die verbündeten Staaten über bewaffnete Raumschiffe verfügen, steht einer krawalligen Weltraumschlacht nichts im Wege.

So lebt „Iron Sky“ von der herrlich skurrilen Grundidee, wird derer jedoch nicht vollends gerecht. Das retrofuturistische Vierte Reich auf dem Mond ist ein Brüller und auch die Effekte des in Teilen via Crowdfunding finanzierten Trash-Spektakels können sich sehen lassen. Doch auch die guten Darsteller, allen voran Otto und Dietze, können nicht verhindern, dass die Polit-Farce bisweilen hysterisch wirkt und auch längst nicht jeder Witz auf gleicher Qualitätsstufe greift. Allzu hart sollte man mit dieser übermütigen wie liebenswerten Parodie allerdings nicht ins Gericht gehen. Ganz im Gegensatz zu den braunen Horden im Osten der Republik!

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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