Interview mit Thrash Em Down (Januar 2017)

Stellt THRASH ‘EM DOWN und die Köpfe dahinter doch einleitend kurz vor.

Marc: Wir sind THRASH EM DOWN, kommen aus Magdeburg und sind inzwischen wieder auf fünf Mitglieder angewachsen. Angefangen haben wir 2012 mit vier Leuten – zwei Gitarristen, einem Drummer, einem Sänger – und haben so schon ein Jahr lang herumgeschrieben und auch erste Shows gespielt, alles noch ohne Basser. Der kam dann in der Zwischenzeit hinzu, dafür hat ein Gitarrist die Band wieder verlassen.

Inzwischen haben wir aber nach einigen weiteren Wechseln an der Saitenfraktion zu unserem Stamm gefunden. Aus der ursprünglichen Truppe sind noch Drummer Norb und ich als Sänger dabei, am Bass ist seit einem guten Jahr der Rick am Start, an den Äxten heißen die Burschen Daniel und Lukas, ebenfalls seit einem guten Jahr.

Musikalisch treibt euch – der Name deutet es an – klassischer Thrash-Metal an. Wo seht ihr eure Wurzeln – und welche Bands beeinflussen euer Schaffen?

Marc: Einführend muss man vielleicht erklären, dass der Name die Idee unseres Ex-Gitarristen Alex war, der tatsächlich viel mit Old-School-Geschredder am Hut hat, und die Band auch aus seiner Wiege stammt. Von der heutigen Fraktion hören zwar ebenfalls alle auch (Alte-Schule-)Thrash, aber die Wurzeln und Einflüsse heute sind so vielschichtiger, dass es sicher den Rahmen sprengen würde.

Jeder von uns hat aber Künstler, vor allem für sein Instrument, zu denen er aufschaut. Ob Mark Tremonti (ALTER BRIDGE), Chris Adler (LAMB OF GOD) oder Robin Staps (THE OCEAN) sowie auch die Bands der einzelnen Künstler, alle üben sicher einen gewissen Einfluss auf uns aus.

Im Sommer habt ihr eure selbstproduzierte zweite EP „Decline of Fraternity“ vorgestellt. Was könnt ihr über die Entstehungsgeschichte der Scheibe berichten?

Marc: Die EP wurde noch mit dem alten Line-Up in einem privaten Tonstudio namens Freakwave etwas außerhalb von Leipzig aufgenommen. Es war quasi das Abschiedsgeschenk für unseren Gitarristen Alex, der zu dem Zeitpunkt schon seinen Weggang angekündigt hatte. Wir bekamen die Anfrage des Studios, ob wir dort nicht aufnehmen möchten, da die drei Jungs vom Studio ebenfalls noch dabei waren, sich einen Namen zu machen. So wusch dann eine Hand die andere und wir konnten gegenseitig viel voneinander lernen.

Für uns war es größtenteils auch das erste Mal im Studio, da wir die Demo ja quasi im Heimkeller per Liveaufnahme eingespielt hatten, nun hieß es dann das erste Mal, unter professionellen Bedingungen aufzunehmen.

Insgesamt war es aber super angenehm, erstens wegen der Leute vom Freakwave, die keinerlei Druck gemacht haben und es ihrerseits als Chance sahen, eine weitere Aufnahme für Referenzen zu produzieren. Und für uns, weil wir die Möglichkeiten hatten, eben zum ersten Mal unter professionellen Bedingungen eine Studio-Platte aufzunehmen.

Wie waren die bisherigen Resonanzen auf „Decline of Fraternity“?

Marc: Die Resonanzen waren eigentlich durchweg positiv gestimmt. Einige Plattformen kannten uns schon von der Demo und konnten daher auch den Unterschied unmittelbar feststellen, was Soundqualität und Weiterentwicklung im Songwriting angeht. Andere waren zumindest grundsätzlich aufgeschlossen und nicht negativ gestimmt, was wir schon als gute Sache ansehen.

Wir sind nicht verrissen worden, vielmehr kann man sich als kleine Band im unteren Untergrund mit den Möglichkeiten, die wir haben bzw. hatten, schon nicht wirklich wünschen. Spannend war es auf jeden Fall, die Reaktionen auf „Heavy Rain“ zu verfolgen, weil klar war, dass man sich daran schon stoßen kann. Aber auch hier waren die Reaktionen nie negativ.

Eher bekamen wir in der Summe positive Rückmeldungen, dass wir uns an so etwas herangetraut haben und das wir damit auch bewiesen haben, mehr Facetten als eine 08/15-Old-School-Thrash-Kapelle zu besitzen.

Beim Blick auf den DIY-Sektor sticht einem nicht unbedingt ein Übermaß an Metal ins Auge. Erbringt ihr den Beweis, dass DIY in allen Genres funktioniert?

Marc: Das Problem ist, so sehr wir selbst im DIY-Sektor zu Gange sind und auch befreundete Bands haben, die nur so aufnehmen, es ist irgendwann nicht mehr haltbar. Das kann man als erstes Output machen, als Demo, wie wir auch, danach aber kann man sowas eigentlich kein zweites Mal anbieten. Ein Mindestmaß an Qualität sollte irgendwie immer da sein, bzw. zu erkennen sein. Oder anders gesagt: man sollte das Bemühen feststellen können, es zumindest besser als das letzte Mal versucht zu haben.

Das hat gar nichts damit zu tun, dass wir jetzt über diesen Level hinaus sind, sondern vielmehr mit dem Metal an sich. Ich habe auch schon in Hardcore-Bands oder sogar Thrashcore Bands gespielt, in denen so etwas mehr oder weniger vorausgesetzt wird und man nur dann so richtig „true“ ist, wenn es sich auch nach Garage, 1982 und Casio-Kassettenrekorder anhört.

Im Metal aber geht das irgendwann nicht mehr. Metal zeichnet sich im Gegensatz zum Punk und Hardcore immer schon dadurch aus, Hochglanzproduktionen bieten zu können und nicht auf die Garage setzen zu müssen. Auch die ganzen sogenannten Old-School-Bands, ob Death Metal, Black Metal oder was weiß ich noch bieten alle dicke Produktionen. Insofern kann man von funktionieren nur bedingt sprechen.

Wie steht ihr generell zum Selbermachen? Erhält der DIY-Gedanke im Zeitalter von Internet und Social Media eine neue Bedeutung – oder erleichtert es eigenverantwortlichen Bands im musikalischen Untergrund schlicht die Arbeit?

Marc: Jeder, der mal Musik gemacht hat und mit dem Handy oder dem Aufnahmegerät neben den Boxen stand, um auch nur die kleinste Idee mit minimalsten Möglichkeiten festhalten zu können, kennt das. Man ist begeistert von einer Idee und zeigt den Freunden ein unterirdisches Stück Musik, wo man lediglich erahnen kann, um was es geht. Und man zeigt es trotzdem voller Stolz, einfach, weil man davon gepackt ist.

Insofern ist der Gedanke heutzutage wichtiger denn je.
Und der zweite Punkt ist dabei quasi das selbstverständliche Ergebnis dessen. Ohne die Möglichkeiten hätten wir nicht unsere Demo aufnehmen können, wer weiß, wo wir dann heute erst stehen würden. So dürfte es, denke ich, allen Untergrundtruppen ergehen, die auf dem Stand sind. Warum sollte man es sich also nicht einfacher machen, wenn man es auch kann.

Zahlreiche DIY-Verfechter stellen ihre Musik kostenlos im Internet bereit. Wie steht ihr dazu?

Marc: DIY bedeutet ja auch immer, dass der Kostenaufwand minimal ist, lediglich die Zeit, die dahinter steht, ist dann in Relation zu setzen. Insofern ist das ja beinahe selbstverständlich, dass man sowas dann auch kostenlos ins Internet stellt. Im Bereich der Elektro-Musik, wo ein Studienfreund von mir im Untergrund hier in der Heimat als angesagter DJ gilt, läuft es quasi nur so. Plattformen wie Soundcloud sind dort Informations- und Werbequelle Nummer Eins.

Es ist aber vielmehr eine Frage der Kultur. Stichwort „Geiz-ist-geil-Mentalität“. Bin ich bereit, für gute Musik, die mir persönlich gefällt, selbst wenn sie umsonst ist, dem Künstler zu vergüten? Diese Möglichkeit steht einem ja immer offen. Spätestens dann, wenn man aber für die Aufnahme zahlen muss, will man die Kosten ja auch irgendwie wieder reinbekommen.

Mit welchen Themen setzt ihr euch textlich auseinander?

Marc: Die ersten Texte stammen noch aus der Feder von Alex, auf unserer Demo waren drei Texte von ihm, einer von mir. Während Alex da eher Metal-typisch mit Blut und Gedärmen unterwegs war, versuche ich immer auch einen gewissen Anspruch mit reinzubringen und etwas anzusprechen, was andere Menschen vielleicht ebenfalls teilen.

Auf unserer „Decline of Fraternity“-EP stammen die Texte bis auf „Insane“ aus der Feder von Norb und mir. „Ressurrection“ geht in die sozialkritische Ecke, „Death in Gloom“ ist da aber schon weit trivialer, ebenso wie „Heavy Rain“. Für unsere neuen Pläne haben wir aber diesmal ein großes Konzept, wo es um die erfundenen, weiblichen Heiligenfiguren im Christentum geht. Da darf man sich auf spannende Dinge gefasst machen, vor allem, da dort schon einige Texte fertiggestellt sind.

Auch wenn der Metal nicht zwingend politisch geprägt ist, wie bewertet ihr die aktuelle politische Entwicklung in Deutschland und der übrigen Welt?

Marc: Es ist traurig zu sehen, wie die Menschheit zueinander immer egoistischer und ignoranter wird und miteinander immer verrohter umgeht. Die politischen Entwicklungen sind da nur ein Ausdruck von. Hagen Rether, ein bekannter Kabarettist, hat es vor Jahren in seinem „Liebe“-Programm auf den Punkt gebracht: Spalten statt versöhnen. Es wird nur noch in Schwarz und Weiß gemalt, es gibt nur noch richtig oder falsch, keine Grautöne mehr. Es wird sich gar nicht mehr mit anderen Positionen auseinandergesetzt, schon gar nicht argumentativ.

Wenn man Regierungen über Populisten schimpfen hört, sich aber in der Zeit des aufkommenden Wahlkampfes anguckt, wie auch die sogenannten etablierten Parteien dieselbe Art der Kommunikation benutzen, kann man sich nur an den Kopf fassen. Da wird von Fake-News und Einflussnahme gesprochen, gleichzeitig wird aber der Armutsbericht von den Entscheidungsträgern in Deutschland gekürzt und somit verfälscht wiedergegeben. Da muss man sich über Gegenwind nicht wundern. Ich kann nicht Wasser predigen und selbst Wein saufen.

Alles in allem stimmen die Entwicklungen aber derzeit sehr traurig. Anstatt die heutigen Errungenschaften dazu zu nutzen, dass es allen besser geht und man eben nicht solche Zustände hat, wie sie heute vorherrschen, beuten wir die Welt weiter aus. Zumal wir in Europa, oder der sogenannten westlichen Welt, auf einem sehr hohen Ross sitzen. Wir legen Palmölplantagen an und holzen dafür den Regenwald ab, vertanken Raps und zerstören dafür unsere Böden und sind immer noch abhängig vom Öl bzw. angewiesen auf konservative Energien.

Nebenbei beuten wir noch ganze Kontinente aus. Das hat aber eben den Grund, dass der Kapitalismus darauf aufgebaut ist. Solange dort kein grundlegend anderer Ansatz gefunden wird, dürfte es auch nicht besser werden. Denn alles konzentriert sich heutzutage nur noch auf Gewinnmaximierung und Geld.

Gibt es für euch ein gestecktes Ziel, das ihr mit THRASH ‘EM DOWN erreichen wollt?

Marc: Ein großes Ziel ist sicherlich ein erstes Album. Dort kommen wir aber Schritt für Schritt weiter und haben bereits über die Hälfte an Songs geschrieben. Dann muss das Teil aber noch aufgenommen werden und der ganze Rattenschwanz wie Design, Pressung, Veröffentlichung und so weiter kommt dann noch hinzu. Aber das ist sicher das erste große Ziel, was wir alle vor Augen haben und wo wir fest an der Realisierung arbeiten.

Wie oft habt ihr die Möglichkeit, eure Musik live zu präsentieren?

Marc: Leider seltener als wir selbst gern möchten. Was auch daran liegt, dass hinter unseren Email-Adressen kein „offizieller“ Name steht. Wir haben für unsere kleine Halloween-Tour ca. ein halbes Jahr für den 30. Oktober gesucht und von Bookern über Veranstalter alles angeschrieben. Wir haben sogar extra nach bereits bestehenden Veranstaltungen gesucht und die entsprechenden Ansprechpartner, Veranstalter oder Ladenbesitzer angeschrieben, ob wir als Opener noch mit draufhüpfen könnten.

Von locker 50 Anfragen über Strasbourg, Erfurt, Aachen und weitere gab es aber eine Absage, die restlichen 49 haben nicht mal geantwortet. Es läuft einiges über Austauschgigs, aber auch da sind wir mit Magdeburg nicht gerade gesegnet, denn hier gibt es nicht wirklich viel Kultur im Metal-Bereich.

Mehr wäre daher schon schöner, das ist aber auch keine neue Entwicklung. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es schon immer so war und wenn man keinen Booker hat oder sonst eine offizielle Adresse, die dahintersteht, wird man schlicht nicht wahrgenommen oder wegignoriert. Man muss da aber auch ein Stück weit die Veranstalter verstehen, denn wir sind sicher nicht die einzige Band, die dann nach einer Auftrittsmöglichkeit fragt.

Die Katze beißt sich nur leider ab dem Punkt in den Schwanz, wo wir uns bei Bookern bewerben, die uns aber sagen, uns kennt keiner und wir sind zu klein bzw. unbekannt.

Wer mehr über THRASH ‘EM DOWN erfahren möchte, der…

Marc: …geht am besten auf unsere Facebookseite (www.facebook.com/thrashemdown) und hinterlässt da einen Like. Dort kommunizieren wir in der Regel schon häufig nach außen. Da wir aber derzeit auch mehr mit dem Songwriting beschäftigt sind, ist halt auch nicht viel zu berichten. Wir lassen aber immer mal wieder was von uns hören und dort wird man mit den Neuigkeiten, sofern sie fix sind, auch versorgt.

Was sind eure bisherigen Pläne für 2017?

Marc:Die Fertigstellung der Platte. Alles was danach kommt, muss man schauen. Mehr Konzerte als im letzten Jahr wären auch schön, denn 2016 mit den beiden kleinen Touren – im März in Ungarn, im Oktober durch NRW/Rheinland-Pfalz – haben Lust auf mehr gemacht.

Und auch die finalen Worte gebühren euch:

Marc: Wir möchten uns bei dir für die Möglichkeit der vielen Worte und deine Unterstützung in aller Form bedanken. Für die nächsten Wochen haben wir wohl auch noch mal eine entscheidende Neuerung mit der Band vor, da kann man sich schon mal bereithalten.

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