Inglorious Bastards – Ein Haufen verwegener Hunde (I 1978)

haufenverwegenerhundeQuentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ reanimierte das fast vergessene Genre des Sonderkommando-Films, bei dem eine Horde Soldaten, nicht selten Sträflinge, in Himmelfahrtsmissionen vor (Welt-)Kriegspanorama aufgerieben wird. Den Titel lieh er sich von „Keoma“-Regisseur Enzo G. Castellari und dessen orthographisch korrekterem „Inglorious Bastards“. Wenn der in unseren Breiten „Ein Haufen verwegener Hunde“ betitelte Italo-Exploiter auch nur in vereinzelten Details aufgegriffen und zitiert wird.

Dennoch begünstigte Tarantinos Film eine Neuauflage des längst (ungekürzt) auf DVD erhältlichen Wegbereiters; mit dem englischen Titel, veränderter Covergestaltung und einem ausführlichen Gespräch zwischen Tarantino und Castellari als erweitertem Bonusmaterial. Doch hält gerade diese wortreiche Selbstbeweihräucherung nicht, was sie verspricht. Wer den Film also bereits sein Eigen nennt, braucht sich nicht auch diese den temporären Hype melkende Alternativvariante ins Regal zu stellen. Den Spaßgehalt des Streifens mindert das selbstredend nicht.

Die zynische Kriegs-Farce auf den Spuren von „Das dreckige Dutzend“ und „Stoßtrupp Gold“ lässt fünf zum Tode verurteilte US-Soldaten, nachdem ihre Eskorte von einem deutschen Bomber aufgerieben wird, im Feindesland zurück. Unter Führung von Lieutenant Yeager (Bo Svenson, „Kill Bill Vol. 2“) wollen sich der schwarze Hüne Canfield (Fred Williamson, „From Dusk Till Dawn“), Mafiosi Tony (Peter Hooten, „Orca – Der Killerwal“), Feigling Berle (Jackie Basehart, „Die Nahkampftruppe“) und Hippie Nick (als wandelnder Krämerladen und notorischer Leichenfledderer eine Wucht: Michael Pergolani) in die Schweiz absetzen.

Auf ihrer Flucht begegnen sie dem deutschen Deserteur Sachs (Raimund Harmstorf, „Sie nannten ihn Mücke“) und barbusigen Nazi-Weibern mit Maschinenpistole im Anschlag, ehe sie zwangsweise mit französischen Partisanen paktieren. Die halten sie irrtümlich für eine amerikanische Spezialeinheit, deren Auftrag nicht weniger als die Kaperung eines schwer bewachten Zuges vorsieht, der zwei Sprengköpfe der Superrakete V2 transportiert. Der befehlshabende Colonel Buckner (für „Der Flug des Phoenix“ Oscar-nominiert: Ian Bannen) ist vom Alternativtrupp nicht begeistert. Der Geheimauftrag duldet jedoch keinen Aufschub.

Das politisch unkorrekte und actionbetonte Männerabenteuer stilisiert Diebe, Mörder und Vergewaltiger zu Helden wider Willen. Bei seinem sinn- und logikfreien „Men on a Mission“-Klassiker schöpft Castellari (entgegen diverser Probleme mit der sämtliche Waffenrequisiten beschlagnahmenden Staatsmacht) aus dem Vollen, zitiert in ballettartigen Zeitlupensequenzen Sam Peckinpah und lässt das Kunstblut spritzen. „Inglorious Bastards“ ist kein Film von großer Qualität. Aber einer mit hohem Komparsenverschleiß, fetzigem Schlussdrittel – und allen voran großem Unterhaltungswert.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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