Inferno (USA 1999)

infernovandammeEndgültig in der Talsohle seiner Karriere war Jean-Claude Van Damme angekommen, als er unter der Regie von Oscar-Preisträger John G. Avildsen („Rocky“) in die Wüste geschickt wurde. Im heißen Sand des amerikanischen Hinterlandes sollte der mimische Kanalarbeiter auf den Spuren von Akira Kurosawas „Yojimbo“ wandeln. Mit „Für eine Handvoll Dollar“ und „Last Man Standing“ hatte es in der Vergangenheit bereits gelungene westliche Abbilder des japanischen Klassikers gegeben. Viel konnte im Grunde also nicht schief gehen. Oder doch?

Der lebensmüde Ex-Soldat Eddie Lomax (Jean-Claude Van Damme) ist auf dem Weg zu seinem ehemaligen Militär-Kameraden Johnny Six Toes (Danny Trejo, „From Dusk Till Dawn“). Im kleinen Wüstenkaff Inferno will er seinem Freund ein altes Motorrad vermachen – und eigenmächtig aus dem Leben scheiden. Doch wird das verschlafene Nest im Ödland Nevadas von zwei rivalisierenden Banden – den Hogans und den Ethans – beherrscht, die mit Drogenschmuggel und Erpressung ihr täglich Brot verdienen. Nach einer ersten Begegnung mit den Hogans wird Eddie seiner Habe beraubt und vermeintlich tot im Staub zurückgelassen. Allerdings hat das kriminelle Pack die Rechnung ohne den robusten Einzelkämpfer gemacht.

Wer „Bad Pack“ gesehen hat weiß um die Schwierigkeit einer B-Action-Variante filmischer Klassiker – in jenem Falle musste sich Kurosawas „Sieben Samurai“, bzw. John Sturges „Die glorreichen Sieben“ Talentmangel und Ralf Möller geschlagen geben. Ähnlich verhält es sich da mit „Inferno“. Zu keiner Zeit versprüht die substanzlose Action-Mär die bestechende Güte der Vorbilder. Meist ohne erzählerische Kontur wird geredet, geschossen und gestorben. Die aufgezeigte Gewalt ist dabei weder allgegenwärtig noch explizit. Trotzdem wurde „Inferno“ aufgrund der glorifizierten Selbstjustiz in Deutschland indiziert.

Nach bekanntem Muster spielt Wuchtbrumme Van Damme die konkurrierenden Gangs gegeneinander aus. Die daraus resultierenden Actionszenen sind in ihrem kargen Aufkommen nicht schlecht gemacht, entbehren allerdings der Klasse hochbudgetierter Vertreter des Genres. Dafür gibt es im geistigen Ödland des Plots einige bekannte Gesichter zu entdecken. Noriyuki „Pat“ Morita („Karate Kid“) streunt ebenso durch den Wüstensand wie Larry Drake („Darkman“), Vincent Schiavelli („Solino“), Kevin West („Bio-Dome“), Paul Koslo („Mr. Majestyk“) und Jeff Kober („Extreme Rage“).

„Inferno“ ist ein wortreicher Selbstfindungstrip mit einigen guten Bildern. Action ist relativ rar gesät. Dafür entschädigt der billig gemachte Streifen in seiner bemühten Ernsthaftigkeit durch reichlich unfreiwillige Komik. Unrasiert und mit Cowboyhut amüsiert Jean-Claude Van Damme durch eine maßlos übersteigerte Performance. Ihren unrühmlichen wie schreiend dämlichen Höhepunkt findet diese in einer der schrägsten Sexszenen der letzten Dekade. Den gebrochenen Kriegsveteranen nimmt man Van Damme im Gegenzug nicht ab. Zu viel Freude hat sein Eddie Lomax an der auf Krawall gebürsteten Rachetour. Für Trash-Fans dürfte diese peinliche Filmgurke denn auch von weit größerem Interesse sein, als für eingeschworene Action-Freunde.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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