Ich will deinen Kopf (I 1971)

ichwilldeinenkopf„Mein Name ist meine Angelegenheit. Wenn du mein Freund sein willst, dann stell keine Fragen.“ – Macho

Des einen Freud ist des anderen Leid. Oder umgekehrt. Eben schwelgte die Carson-Bande noch im Glück, kochte in der Prärie Kaffee und erfreute sich am Leben als Outlaw, dann peitschen Schüsse und die zur Ruhe gelegten werden zu Umgelegten. Schuld ist die Konkurrenz, angeführt von Butch Cassidy (Hunt Powers alias Jack Betts, „Django und Sartana kommen“). Er und seine Mannen, darunter Quaderkopf Gordon Mitchell („Halleluja pfeift das Lied vom Sterben“), haben nix zu Fressen, keine Pferde und kaum noch einen Schuss Munition. Trotzdem gelingt es ihnen Carson und seine Mitstreiter auszuschalten. Bis auf einen, Macho Callaghan (Jeff Cameron, „Sie kamen zu viert, um zu töten“), der fortan auf Rache sinnt. Und weil Spaghetti-Schlockmeister Demofilo Fidani („Bekreuzige dich, Fremder“) mal wieder unter dem Pseudonym Miles Deem auf dem Regiestuhl Platz nahm, strotzt die standesgemäße Abrechnung vor inszenatorischer Inkompetenz.

Fidani brachte es zu Ruhm, weil er die wohl miesesten Italo-Western des gesamten Genres ablieferte. „Ich will deinen Kopf“, auch unter dem Titel „Adios Companeros“ erschienen, ist die „Krönung“ seines Wirkens. Das hier offenbarte Unvermögen nimmt wahrlich denkwürdige Ausmaße an. Es beginnt beim diffusen Plot, der sich in immer absurderen Verstrickungen verliert, den Eindruck einer standesgemäßen Vergeltungsgeschichte erweckt, um schlussendlich mit Regierungsauftrag und Geheimmission um die Ecke zu kommen. Dann ist da das traurige Schauspiel, dessen Gipfel Gordon Mitchells Hang zum grenzenlosen Überagieren erklimmt. Der Streifen ist eine Trash-Granate ohne jedes Geschick, weder vor noch hinter der Kamera. Manche Einstellungen wollen überhaupt kein Ende mehr nehmen, was allen voran dann zum tragen kommt, wenn der Regisseur seine großzügig frequentierten Leib- und Magensequenzen auftischt. In denen reiten wortlose Männer wahlweise von links nach rechts oder eben von rechts nach links durchs Bild.

Es dauert nicht lange, das verkrachen sich Cassidy und Ironhead (Mitchell). Der eine will die Beute teilen, während der andere noch isst. Also plustern sich die Streithähne mächtig auf, bis Cassidy ein Kartenspiel um das Gesamtvermögen vorschlägt. Natürlich zieht sein Gegenüber den Kürzeren, grämt sich und wirft mit geistreicher Miene den Tisch um, nachdem er den Betrug bemerkt hat. Später dann nennt sich der nachtragende Ironhead Donovan, während sich Cassidy als Tierarzt ausgibt. Macho Callaghan ist auch noch da und stellt beiden mit deren ehemaligen Komplizen Buck (Dennis Colt alias Benito Pacifico, „Leichen pflastern seinen Weg“) nach. Also paktiert man mit Donovan (Ironhead), dem das Eingreifen des aufgeweckten Callaghan gar nicht schmeckt und sagt Cassidy den Kampf an. Der aber hat sich zwischenzeitlich vom Dasein als Veterinär verabschiedet und gedenkt mit seiner Bande nach Mexiko zu fliehen. Zuvor aber müssen sie sich auf einem verlassenen Anwesen ihrer Verfolger erwehren.

Der unbestrittene, fast legendäre Tiefpunkt des Genres fährt in der Hinterhand noch ein lustloses Gastspiel von Klaus Kinski („Für ein paar Dollar mehr“) auf. Als Geistlicher mit Dampf in der Handkante ist sein Auftritt nach einer kuriosen – von seicht sprühender Homoerotik überschatteter – Szene mit einem Apfel aber denkbar schnell abgehakt. Daneben sind es Macho und Buck, die ihre Freundschaft wiederholt durch haltlos theatralische Prügeleien aufzufrischen gedenken, die zum Showdown über offenes Feld schleichenden Büsche, ganz zu schweigen die seltendämlichen (und im italienischen Original sicherlich nur unwesentlich sinnhafteren) Dialoge, die nachhaltiges Kopfschütteln und unfreiwillige Komik selten erreichter Intensität begünstigen. Fidanis vergnüglichste Arbeit ist so stümperhaft, dass es beinahe schon wieder echtes Vergnügen bereitet. Aber auch nur beinahe.

Wertung: 2 out of 10 stars (2 / 10)

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