Hunting List (HK 1994)

hunting-listIn Hong Kongs Kino wird scharf geschossen. Auch in Richtung Hollywood, aus dessen Fundus sich teils mit erhöhter Dreistigkeit bedient wird. Ein „glänzendes“ Beispiel für das pure Nachdrehen ganzer Szenenfolgen ist Kevin Chus („The Prisoner“) Gangster-Drama „Hunting List“. Der düstere Klassiker „Im Vorhof der Hölle“ stand Pate für den Grundstock des Plots, dem Pulp-Thriller „True Romance“ wurde unter anderem der ganze Showdown entliehen. Wer sich am Raubbau sowie an schwachen Darstellern und der mäßigen Inszenierung nicht stört, der könnte durchaus Gefallen an diesem nihilistischen Brutalo-Spektakel finden.

Chu erzählt die Geschichte des ehemaligen Verbrechers Kit (Ray Lui, „Fatal Termination“), der nach Jahren in die Heimat Hongkong zurückkehrt, um das alte Umfeld als Undercover-Polizist auszumerzen. In die bekannten Kreise eingeschleust, schlägt er sich mit dem alten Weggefährten Cramp (Lap-Man Sin, „City Hunter“), zugleich Bruder seiner Freundin Mae (Vivian Hsu, „Spion wider Willen“), zusammen. Als der von seinem Boss in eine tödliche Falle gelockt wird, schreitet Kit zur Vergeltung. Doch auch er kann sich der blutigen Abwärtsspirale nicht entziehen.

Während den Schusswechseln spritzt das Kunstblut meterweit, jedoch nicht aus einem, sondern gleich mehreren zum Teil deutlich sichtbar unter der Kleidung platzierten Beuteln. Dass die Springbrunnen gleichenden Wunden meist ein gutes Stück voneinander entfernt liegen, unterstreicht in seiner technischen Mangelhaftigkeit den insgesamt geringen Mehrwert des Films. Am tragischen Schlusspunkt, wenn eine der relevantesten Figuren von mehreren Attentätern brutal in Fetzen geschossen wird, zeichnet sich gar überdeutlich das eckige Behältnis des anschließend großzügig sprudelnden Körpersaftes ab.

Wenn nicht um des akuten Raubbaus namhafter US-Vorbilder und der grotesk wirkenden Gewalt willen, „Hunting List“ müsste ein Dasein als gänzlich uninteressanter Low Budget-Thriller fristen. Die Erzählung ist recht unzusammenhängend und offenkundig auf möglichst bleihaltige Tragik fokussiert. Gerade dadurch aber verheißt zumindest der Kuriositätenbonus Schauwerte, die jedoch an der Intention der Macher steil vorbeiführen dürften. Auch die schlechte deutsche Synchronisation trägt ihr Scherflein zum relativen Scheitern bei. Ausgerechnet der aber die Schuld zuschreiben zu wollen, würde einfach die Augen vor der insgesamt unbefriedigenden Machart verschließen.

Wertung: 3.5 out of 10 stars (3,5 / 10)

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