House of Wax (USA/AUS 2005)

house-of-wax-2005Dass die Kreativkraft Hollywoods allmählich schwindet, reflektiert allein die stetig steigende Zahl an Remakes. Besonders hart trifft dieser oft unrühmliche Raubbau angestaubter Genreperlen den Bereich des Horrorfilms. Wie Pilze sprießen moderne Neuinterpretationen kleiner und großer Klassiker aus dem Boden der amerikanischen Filmindustrie. Dabei breitet sich zusehends der Trend aus, dass sich die Schocker des neuen Jahrtausends bei den Mechanismen der späten 70er Jahre bedienen.

Die Bildmontagen werden abgehackter, die Kamerafilter grobkörniger. Entsprechend des originalen „Texas Chainsaw Massacre“ schwingt unterschwelliger Semidokumentarismus mit. Doch während einstige Skandalfilme wie „Dawn of the Dead“ oder „Last House on the Left“ unterschwellige Gesellschaftskritik implizierten, steckt hinter der Fassade der Neuverfilmungen meist nur heiße Luft. Denn neben der steigenden Explikation von Gewalt werden im Grunde nur die Klischees von damals neu aufgekocht.

Wenig verwundert in diesem Zusammenhang, dass auch das Recyclingprodukt des Grusel-Klassikers „House of Wax“ – in Deutschland besser bekannt unter dem Titel „Das Kabinett des Professor Bondi“ – mehr Ähnlichkeit mit Michael Bays moderner Version des „Kettensägenmassakers“ gemein hat, als mit dem eigenen Original von 1953. Wo früher subtil Wachs tröpfelte fließt heute Blut – und das in strömen. Bis es so weit ist, muss sich der Zuschauer allerdings durch eine zähe Einleitung und grassierende Langeweile kämpfen.

Denn es tut sich nichts neues in der amerikanischen Provinz. Noch immer trachten mordgierige Hinterwäldler nach dem Leben nichtsahnender Mittzwanziger. In diesem Fall sind es sechs Freunde, die auf dem Weg zu einem Footballspiel auf halber Wegstrecke im Wald campieren. Am nächsten Morgen streikt der Wagen von Wade (Jared Padalecki, „Im Dutzend billiger“), der mit Freundin Carly (Elisha Cuthbert, „Wrong Turn“) auf der Suche nach dem passenden Ersatzteil im kleinen Kaff Ambrose landet. Die einzige Attraktion des Ortes ist ein unheimliches Wachsfigurenkabinett. Doch wird dieses von zwei kaltblütigen Killern betrieben, die den Gestrandeten bald mit spitzer Klinge zu Leibe rücken.

Die unheimliche Atmosphäre und das virtuose Spiel mit der Erwartungshaltung des Publikums machten das „House of Wax“-Original von „Casablanca“-Regisseur Michael Curtiz zum Klassiker. Auf Jaume Collet-Serras Remake trifft dieses Attribut nicht zu. Denn das Filmdebüt des Videoclipregisseurs folgt sklavisch den Gegebenheiten des Slasher-Genres, nach dem Prinzip der „10 kleinen Negerlein“ wird die Riege potentieller Opfer möglichst grausam ins Jenseits befördert.

Spannung oder Atmosphäre kommt dabei nicht auf. In seiner naiven Dümmlichkeit ist „House of Wax“ absolut vorhersehbar. Da wird einmal mehr ohne Rücksicht auf Lebenserhaltung jede Quelle unangenehmen Geruchs inspiziert und schlicht alles dafür getan, schnellstmöglich aus der Erzählung gemeuchelt zu werden. Doch selbst in dieser Funktion versagt der Film. Erst in Hälfte zwei wird das Tempo angezogen und das Morden begonnen. Nur wird zu diesem Zeitpunkt längst kein Adrenalin mehr gepumpt. Zu rasch ist die Präsenz der streng nach Schablone gefalteten Figuren ausgereizt.

Unbedeutende Probleme köcheln auf Sparflamme, um die Längen zum feurigen Showdown mit Dialogen zu pflastern. Sympathie erzeugt diese Überstrapazierung nichtssagender Sequenzen kaum – wenn überhaupt dann steigenden Unmut über den weiteren Fortbestand der verzichtbaren Reißbrettcharaktere. Den dankbarsten Part füllt da noch Luxus-Luder Paris Hilton („Nine Lives“) aus, die sich bis zu ihrem ruppigen Ableben quasi selbst verkörpern darf. Allerdings ist es ungeachtet solch spärlicher Schauwerte weit aufregender, einer Kerze beim runterbrennen zuzuschauen, als der Handlung des drögen „House of Wax“ zu folgen.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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