Hellraiser IV: Bloodline (USA 1996)

hellraiser-4-bloodlineEs sollte mehr werden als der neuerliche Abriss eines populären Horrorfilms. Nicht bloß eine Fortsetzung nach gängigem Strickmuster, sondern eine epische Erweiterung des Mythos um Nagelkissen Pinhead und seine deformierte Höllenbrut. Wie so häufig aber kam es anders. „Hellraiser IV: Bloodline“ führte zum Zerwürfnis zwischen dem Regiedebütanten Kevin Yagher, Effektspezi hinter Mörderpuppe „Chucky“, und den produzierenden Brüdern Weinstein. Die kürzten das Budget, dampften seine Vision ein und holten Joe Chapelle („Halloween – Der Fluch des Michael Myers “) für Nachdrehs ins Boot.

Der Film unterteilt sich in drei Zeitebenen. Im Jahr 2127 versucht Erfinder Paul Merchant (schwach: Bruce Ramsay, „Killing Zoe“) Dämon Pinhead (Doug Bradley) mit Hilfe einer von ihm konzipierten Raumstation zu vernichten. Die Crew hat er zur Erde gesandt, schließlich will er die Station aus ihrer vorgesehenen Umlaufbahn manövrieren. Eine Spezialeinheit um Offizierin Rimmer (Christine Harnos, „Judgement Night“) funkt ihm dazwischen. Während eines Verhörs versucht er sie von der Dringlichkeit seines Plans zu überzeugen und erzählt ihr die Geschichte seiner Vorfahren.

Paris, 1784: Spielzeugmacher LeMerchand (auch Ramsay) wird beauftragt, eine Puzzlebox zu bauen, mit der sein aristokratischer Auftraggeber das Tor zur Hölle öffnen will. Zuvor aber beschwört er die Dämonin Angélique (Valentina Vargas, „Der Name der Rose“), die, nachdem der Würfel im vorrevolutionären Frankreich verloren geht, im New York des Jahres 1996 auf einen Nachfahren LeMerchands stößt. Der Architekt John Merchant (wieder Ramsay) konstruiert einen Wolkenkratzer nach Eingebungen, die ihn im Traum übereilen. Was er nicht ahnt ist, dass Pinhead und die Cenobiten damit endgültig auf die Erde gelangen könnten.

Clive Barker, Autor der Vorlage und Regisseur des Originals, entwarf die Grundidee zur Dreiteilung des Plots. Peter Atkins, der seit der ersten Fortsetzung die Drehbücher lieferte, kreierte daraus einen sadomasochistischen Alptraum zwischen Rokoko und Science-Fiction. Dass dieser hinter der ursprünglichen Vision des ausführenden Produzenten Barker zurückstehen muss, zeigt sich bereits am Streit auf dem Regiestuhl, der schlussendlich zur Nennung von Alan Smithee führte, jenem berüchtigten Pseudonym der von ihrem Werk im Streit Abstand nehmenden Filmemacher.

„Hellraiser IV: Bloodline“ ist der ambitionierte, letztlich aber gescheiterte Versuch, der Saga eine angemessene Vorgeschichte zu bescheren. Yaghers fast zweistündiger Entwurf wurde drastisch verschlankt und auf ein Horror-Sequel reduziert, das die angestrebten Neuerungen zumindest noch erahnen, nicht aber Realität werden lässt. Der gelungenen Stimmung und Ausstattung stehen meist überzeugende und oft blutige Tricks unter Sparzwang sowie eine sprunghafte Erzählung gegenüber, die über vielversprechende Ansätze kaum hinausragt. Und selbst wenn die Diskussion müßig erscheint, Yaghers für einen Horrorfilm überlanger Entwurf dürfte wohl auch nicht das erhoffte Meisterwerk geworden sein.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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