Hänsel & Gretel – Hexenjäger (USA/D 2013)

haensel-und-gretel-hexenjaegerDon’t Eat the Fucking Candy!

Das (Horror-)Märchen um das vom Schicksal arg gebeutelte Geschwisterpaar Hänsel und Gretel dürfte man sicherlich auch außerhalb unseres Sonnensystems kennen. Doch was wurde aus den resoluten Kids, nachdem sie die nimmersatte Hexe aus dem Lebkuchenhaus verlodern ließen? Die Antwort liefert uns mit „Hänsel & Gretel – Hexenjäger“ der Norweger Tommy Wirkola, dessen sympathischer Nazi-Zombie-Splatter-Ulk „Dead Snow“ Liebhabern des etwas absurderen Horrorfilms anno 2009 zu überzeugen wusste. Die morbide (Kinder-)Geschichte rund um Kannibalismus und andere Grausamkeiten verwandelt er in ein lupenreines Spaß-Blutbad. Nach Sichtung des ersten (jugendfreien) Trailers weckte dieses jedoch Erinnerungen an den unsäglichen „Van Helsing“, der zumindest in Sachen Optik ziemlich ähnlich daherkam.

Doch es darf Entwarnung gegeben werden. Denn auch wenn Wirkola mit seiner Fortführung des Grimm´schen Märchens gewiss nicht in die Annalen des Horrorfilms eingehen wird, ein solider Partyfilm ist ihm allemal gelungen. In dem haben sich Hänsel (Jeremy Renner, „The Avengers“) und Schwesterlein Gretel (Gemma Arterton, „Kampf der Titanen“) im Erwachsenenalter zu Top-Hexenjägern gemausert. Sie häckseln sich derart gelassen durch das Besen reitende Gesindel, dass sie mit der Auffindung von entführten Kindern im Augsburger Raum betraut werden. Dabei kommen sie dem Amtsrichter (Peter Stormare, „Constantine“) in die Quere und legen sich mit Ober-Hexe Muriel (Famke Janssen, „The Faculty“) an, die durch ein grausames Ritual unverwundbar werden will.

Vor dem großen Showdown im tiefen Tal der Superhexen darf noch eine (quasi-)schockierende Enthüllung eingeworfen werden, deren Anflug selbst nicht allzu aufmerksamen Zuschauern schon meilenweit vorher offenbar sein sollte. Dafür mangelt es nicht an Action und auch der Humor (Hänsel ist Diabetiker!) kommt nicht zu kurz. Und der handfeste Splatter-Anteil ist sowieso nicht das Problem des Films. Wenn schon sind das die Protagonisten selbst, die in ihrer wortkargen Coolness nicht halb so lässig rüberkommen, wie von den Machern offenkundig intendiert. Weniger wäre hier auf jeden Fall mehr gewesen.

Allerdings macht bereits Fräulein Arterton in ihrer engen schwarzen Lederkluft schon einiges her – da kann auch ihr in der Originalfassung erzwungen wirkender amerikanischer Akzent nichts verderben. Bunt und doof wie der eingangs bereits erwähnte „Van Helsing“ ist „Hänsel & Gretel“ also nicht geworden und auch nicht so abstrus-langweilig wie Terry Gilliams „Brothers Grimm“. Wirkolas eigenwillig überzogene Fortführung des klassischen Märchens ist diesen Vertretern des modernen Mummenschanz auf jeden Fall vorzuziehen. Immerhin hat dieser Verfolgungsjagden auf Besen zu bieten, die in ihrer Machart nicht zufällig an „Star Wars“ und „Evil Dead“ erinnern. Da braucht man nicht erwachsen zu tun, sondern kann sich einfach blutrot berieseln lassen.

Autorwertung: 6.5 von 10 Punkten

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