Grotesque (J 2009)

grotesqueKazuo (Hiroaki Kawatsure) und die hübsche Aki (Tsugumi Nagasawa) haben sich ineinander verguckt. Die Schmetterlinge im Bauch scheinen ihnen allerdings zu Kopf gestiegen zu sein, ist ihrer Perzeption offenkundig völlig entgangen, dass sich ein Unbekannter (Shigeo Osako) ebenfalls verguckt hat – und zwar in beide. Nach erfolgreichem Ausknocken per Hammer landen die Verliebten in des Wahnsinnigen Kämmerlein. Die aufklärende Puppe mit Bariton-Stimme und bemalten Wangen bekommen die Liebenden beim Aufwachen nicht zu Gesicht, ist doch der Kidnapper selbst ein ziemlich redseliger Typ.

Bei seiner Introduktion offenbart der stets auf Höflichkeit achtende Psychopath seine Motivation, die mit Kollege Jigsaws hypokritischem Gefasel um Normen in etwa genauso viel zu tun hat wie das „Dschungelcamp“ mit Niveau. Schließlich geht es dem guten Mann einzig um seine Erregung. Aber was heißt hier „gut“? Der Perverse ist ein Psychopath klassischer Prägung. Doch Obacht, gewöhnliche sexuelle Reize genügen ihm nicht, um auf Touren zu kommen. Für eine Explosion seines limbischen Systems benötigt er den Beweis des Überlebenswillens der beiden Zwangsprobanden in love. Zudem müssen sie den Beweis erbringen, dass sie für ihre noch frische Liebe sterben würden. Und ehe man sich versieht, wägt man sich schon in einem neuen „Guinea Pig“-Beitrag…

Die allseits beliebte Diskussion über Sinn und Unsinn von Folterfilmchen kann ruhigen Gewissens mittlerweile selbst als Folter bezeichnet werden. Selbstverständlich dreht sich die Welt auch ohne diese Werke weiter. Auf der anderen Seite haben wir den Kunstbegriff, der natürlich alles Mögliche beinhalten kann, und irgendwo wohl auch (Schund-)Filme dieser Art. Und mit Qual, Elend und Gekröse hat sich der Mensch schon immer (gerne) beschäftigt – man lese etwa einzelne Segmente der Bibel oder werfe einen Blick auf einige Arbeiten des niederländischen Malers Hieronymus Bosch (1450-1516). Oder schalte RTL ein.

Werke wie „Saw“, „Hostel“ oder eben „Grotesque“ sind nicht der Grund, weshalb die Welt immer mehr zu einem empfindungslosen und kalten Ort degeneriert. Das hat die Menschheit eher der eben erwähnten ´Heiligen Schrift´ zu verdanken. Oder RTL (II). Wer sich noch eines gesunden Verstandes erfreut und dennoch zusehen kann, wie ein Mensch anderen Menschen die Nippel abtrennt und Nägel in die Hoden haut, von wegen filmische Grenzen erforschen und so, ist beim Folter-Gonzo „Grotesque“ bestens bedient. Es gibt ja nicht einmal eine aufgesetzt ausschweifende Story. Aber gefoltert wird, das einem die Kauleiste herunter fällt. Wer allerdings Zeuge noch realistischerer menschlicher Demütigung sein möchte, der schalte bitte RTL (oder einen Privatsender seiner/ihrer Wahl) ein!

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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