Good Night, and Good Luck (USA/GB/F/J 2005)

good-night-and-good-luckSchon im Prolog zu George Clooneys zweiter Regiearbeit „Good Night, and Good Luck“ beginnt das flammende Plädoyer für die Meinungsfreiheit. Der legendäre CBS-Reporter Edward R. Murrow (David Strathairn, „Bob Roberts“) spricht Ende der fünfziger Jahre auf einer Konvention der Radio-Television News Directors Association. Während der ihn einleitenden Worte steht Murrow hinter der Bühne und raucht. Als es an ihm ist vor das Podium zu treten, lässt er den Qualm im Halbdunkel aus den Nasenlöchern strömen – der Atem des Drachen.

Zu Beginn des Jahrzehnts entlud sich die amerikanische Furcht vor kommunistischer Unterwanderung in den öffentlichen Schauprozessen unter Vorsitz des republikanischen Senators Joseph McCarthy. Seine Methoden bewegten sich abseits freiheitlicher Grundrechte, Denunzierung ohne Beweise war die Regel. Erst rückten Filmschaffende, Schauspieler, Autoren und Regisseure in den Fokus des gefürchteten Kommunistenjägers, später Beamte und schließlich sogar Offiziere der amerikanischen Streitkräfte. Als das Vertrauen in McCarthy sank, stolperte er über einen von Militäroberen eingeleiteten Untersuchungsausschuss.

George Clooney lässt die McCarthy-Ära in seinem nur 7 Millionen US-Dollar teuren Drama aufleben. Eine Zeit, die in ihrer politisch geschürten Angst manche Parallele zur Gegenwart aufweist. Seien es die nicht minder verfassungswidrigen Prozesse gegen vermeintliche Terroristen im Militärgefängnis von Guantanamo oder die propagierte Aufarbeitung des Feldzugs gegen den internationalen Terrorismus im amerikanischen Fernsehen. Im Film sagt Edward R. Murrow: „Wir können die Freiheit nicht außerhalb des Landes verteidigen und sie hier aufgeben.“ Es wäre ein leichtes gewesen, Murrow zum liberalen Idol zu stilisieren. Clooney verzichtet auf eine emotionalisierte Darstellung und betrachtet die Figuren aus notwendiger Distanz.

„Good Night, and Good Luck” ist ein klassischer Ensemblefilm. Die Handlung spielt fast ausschließlich in den Räumlichkeiten des Senders, wobei klug eingearbeitete Archivaufnahmen – bei denen das amerikanische Testpublikum dem vermeintlichen McCarthy-Darsteller Überagieren attestierte – die kühle Atmosphäre unterstreichen. Die Schauspieler ordnen sich dem Pragmatismus der Inszenierung unter. Trotzdem sticht die Präsenz des David Strathairn in seinem untrüglichen Realismus hervor. Er lächelt kaum und raucht Kette – als Blaupause für Helden des Kinos von Heute ist Murrow denkbar ungeeignet.

In eleganten Schwarz-Weiß-Bildern erzählt der Film eine Geschichte ziviler Courage. Ohne aufgesetzte Dramatik, ohne den Pomp Hollywoods, bringt Murrow seine kritische Berichterstattung auf den Weg. Während Dianne Reeves im benachbarten Studio Jazznummern interpretiert, sorgen sich ehrvolle Fernsehjournalisten im Dunst ihrer Zigaretten um die Lage der Nation. Dabei könnte der Verdacht entstehen, Edward R. Murrow und sein Team wären der Stein des Anstoßes für den Fall von Senator McCarthy gewesen. Für seine Intention muss Clooney nicht sämtliche Fakten offen legen, dafür ist sein beeindruckend unspektakuläres Drama zu unaufdringlich.

Weniger gelungen ist die Episode um das Reporterpaar Robert Downey jr. („Chaplin“) und Patricia Clarkson („Station Agent“), das mit seiner geheim gehaltenen Ehe gegen die Grundsätze des Senders verstößt. Für das Gesamtbild bleibt diese Facette ohne Nutzen und dient augenscheinlich der Umschreibung einer zeitgenössischen Gefühlswelt. Davon abgesehen stärkt George Clooney seine Position als charmanter Nestbeschmutzer und beweist als Regisseur erneut die Eleganz des Untergrunds. Sein Film braucht die Aussage nicht zu verschlüsseln, schließlich wiederholt sich die Historie nur allzu oft.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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