Godzilla (USA/J 2014)

godzilla-2014„The arrogance of men is thinking nature is in their control and not the other way around.“ – Gelehrter mit Weitblick: Dr. Serizawa

Godzilla ist zurück. Für Sympathisanten der bevorzugt japanische Metropolen in Grund und Boden stampfenden Riesenechse eine freudige Nachricht. Denn der letzte Auftritt des Kult-Monsters, „Final Wars“, geht auf das Jubiläumsjahr 2004 zurück und markierte den 29. Film in einem halben Jahrhundert atomarer Ungeheuer. Im Hinblick auf Nummer 30 war eine gewisse Vorabskepsis dennoch angebracht. Schließlich war die von Roland Emmerich anno 1998 vorgelegte erste Hollywood-Verfilmung des Stoffes eine ausgewachsene Enttäuschung. Entsprechende Vorsicht ließ das Warner-Studio vor dem zweiten US-Gastspiels Godzillas walten und holte sich Produktionsunterstützung aus Japan.

Mehr noch ließ man das Design der Bestie – im Gegensatz zu Emmerich – von der Toho-Filmschmiede abnicken, seit jeher der Rechteinhaber des neben King Kong wohl berühmtesten Kinoungetüms. Im neuerlich schlicht „Godzilla“ betitelten Destruktionsmarathon ist das Turmhohe Reptil – das mit mehr als 100 Metern gut doppelt so groß ist wie das 60 Jahre alte Original – aber nicht der achtlos Menschen zerquetschende Wüterich. Godzilla ist manch vergangenem Auftritt entsprechend ein Dinosaurier, der die Welt als natürliches Korrektiv im Gleichgewicht hält und sogar wieder seinen verheerenden Feueratem zum Einsatz bringen darf. Und sein Eingreifen ist bitter nötig, als zwei paarungswillige insektoide Urzeit-Kreaturen schlüpfen und auf der Suche nach energiespendender Atomkraft für Chaos sorgen.

Der emotional gelungene Auftakt gehört „Breaking Bad“-Star Bryan Cranston, der als Ingenieur Joe Brody an der japanischen Küste ein Atomkraftwerk ans Laufen bringt. Auf den Philippinen findet Wissenschaftler Ishiro Serizawa (Ken Watanabe, „Inception“) in einem großflächig eingestürzten Minenareal unterdessen das riesenhafte Skelett eines Urzeitwesens – und einen Kokon samt Zerstörungsschneise Richtung Meer. Bald darauf nehmen vermeintliche seismische Aktivitäten um das Kraftwerk zu und führen letztlich zu dessen Einsturz. Bei der Katastrophe verliert auch Brodys Frau Sandra (Juliette Binoche, „Chocolat“) ihr Leben. 15 Jahre später hat der jenen schicksalhaften Tag noch immer nicht verwunden und schenkt der offiziellen Regierungserklärung für das Unglück keinen Glauben.

Als er in die Sperrzone um das zerstörte Kraftwerk eindringt, wird er verhaftet. Sein soeben aus dem Auslandseinsatz heimgekehrter Soldatensohn Ford (Aaron Taylor-Johnson, „Kick-Ass“) begibt sich unverzüglich nach Japan und ist dem aufgebracht verschwörerische Theorien schmetternden Vater trotz großer Skepsis behilflich, wichtige Daten zu bergen. Zwar werden sie wiederum festgesetzt, erleben aber mit eigenen Augen, wie eines der Ungetüme schlüpft und das Weite sucht. Aus dem zweiten, in Amerika eingelagerten Brutgehäuse bricht kurz darauf ein noch größeres Geschöpf hervor und macht sich auf, den Artgenossen in San Francisco zu treffen. Dort findet sich bald auch Godzilla ein. Klar, dass in der Westküstenmetropole bald kein Stein mehr auf dem anderen bleibt.

Regisseur Gareth Edwards, der sich mit der eigenwilligen Genre-Variante „Monsters“ für höhere Aufgaben empfahl, bleibt seinem Stil treu und wirft den Zuschauer als Augenzeugen mitten ins Geschehen. Die gigantische Destruktions-Action ist perfekt getrickst, bleibt jedoch in ein oft umständliches Handlungskonstrukt gebettet, dass seine stärksten Momente bereits in der Einleitung offenbart. Mit Cranstons frühem Ausscheiden ist es an Aaron-Taylor Johnson, im Epizentrum des Chaos Schützenhilfe zu leisten und nach Frau (Elizabeth Olsen, „Oldboy“) und Kind zu suchen. Nur bleibt sein menschlicher Held zu profillos, um die Monster-Orgie allein zu stemmen. Das liegt auch daran, dass der gewohnt sehenswerte Ken Watanabe mit Blick auf den finalen Creature-Clash einfach vergessen wird. Doch auch ungeachtet seiner erzählerischen Schwächen sowie des überflüssigen Militär-Pathos ist „Godzilla“ eine würdige – und daher auch sicher nicht die letzte – Auferstehung des klassischen Kino-Kolosses.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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