Game-Review: Moonstone – A Hard Days Knight

moonstone-cover„Prepare yourself, for the season of the Moonstones is upon you!“

Was waren das für unschuldige Zeiten, als der Amiga 500 als Gipfel der Computertechnologie galt. Nun gut, so ganz unschuldig waren jene Tage nicht. Denn es gab ja „Techno Cop“, „Cannon Fodder“ oder „Moonstone“, die als Vehikel jugendlicher Blutlustbefriedigung treue Dienste leisteten und trotz monoton gefärbtem Ablauf stundenlangen Spielspaß garantierten. Der drittgenannte „Hack & Slay“-Marathon wurde 1991 von Mindscape („Wings of Fury“) herausgebracht und ob seiner kompromisslosen Gewaltdarstellung ein Jahr später indiziert. Zwar ließ sich der wüst verspritzte Pixel-Lebenssaft im Hauptmenü ausstellen, doch dürfte diese Option von keinem Heranwachsenden je ernsthaft in Betracht gezogen worden sein.

Über eine ausgefeilte Geschichte verfügt das Spiel nicht. Offenbar wollten die Entwickler das Dauergeschnetzel nicht von lästigen Handlungsfetzen unterbrochen wissen. Zu eigen ist „Moonstone“ allerdings eine stimmige Atmosphäre. Die offenbart sich bereits im Vorspann, der Kuttenträger mit Fackeln gen Stonehenge marschieren und ein Donnerwetter heraufbeschwören lässt. Der Druidenhorde schließt sich bald ein Ritter an, der nach erfolgter Weihe ausgesandt wird, den sagenumwobenen Mondstein zu finden. Und der will natürlich nach hergebrachter mittelalterlicher Nonchalance mit blankem Stahl und nackter Gewalt beschafft werden. So weit, so simpel.

moonstone-screenshot-karteDie Welt von „Moonstone“ ist eine Landkarte, die sich grob in vier Sektionen unterteilen lässt: Oben rechts Felder und Ansiedlungen, darunter ein Waldgebiet samt Stonehenge, rechts daneben Sumpfland, darüber Berge. In der Mitte findet sich ein weiterer Steinkreis, der das Ziel des Spiels markiert. Um sich den Einlass zu verdienen, gilt es allerlei Krieger und Monster zu schlachten und verschiedene Artefakte zu sammeln. Icons in Audiotape-Optik zeigen auf der Karte, an welchen Stellen der Radau wartet. Um dorthin zu gelangen, schiebt der Spieler (s)einen Ritterhelm übers Land. Neben ihm gibt es drei konkurrierende Recken, die rundenbasiert zu Werke gehen und sich zum Duell fordern können. Denn am Ende, man kennt das, kann es nur einen Schwertschwinger geben.

Die Kampfplätze bestehen aus zweidimensionalen, je nach Topographie gestalteten Bildschirmen, auf denen unser Kämpfer vor, zurück, rauf und runter bewegt werden kann. Die Gegnerschaft ist von regionalen Kreaturen oder Kriegergruppen geprägt, die gern auch mal zu zweit oder dritt attackieren. Zu diesen zählen kleine rattenähnliche Biester, grunzende Kämpfer mit Axt, Speer oder Hammer, blaue Riesen mit Holzkeulen, Einhorn-Wildschweine, hüpfende orangene Ungeheuer mit Hörnern und Hauern oder Wurzelmonster mit Skelettkopf (bemerkenswert: die begleitende Grusel-Orgel). So gilt es in Bewegung zu bleiben und das für jeden Gegner verheerendste Schlagmuster auszumachen. Menschliche Gegner lassen sich etwa mit beherzten Bauchtreffern glatt in der Mitte zerteilen.

moonstone-screenshot-kopf-abNennenswertes Geschick muss man in den Scharmützeln allerdings nicht beweisen. Das gilt übrigens auch für den gefürchteten Drachen, der über die Lande fliegt und bei Konfrontation Feuer speit. Der hohe Schwierigkeitsgrad bleibt ein Mythos, der wohl vorrangig daher rührt, dass die kopierten Disketten gern mal den Dienst verweigerten. Hat der Spieler seine Gegnerschaft fachgerecht ausgemerzt, erwarten ihn Gold und Artefakte. Die fünf zur Verfügung stehenden Leben können in den Städten (oder in Stonehenge) aufgefrischt werden. Verbesserte Ausrüstung und erhöhte Erfahrungspunkte sorgen für die nötige Robustheit, am Rande lohnt die Einkehr bei städtischen Quacksalbern, Kaufmännern und Geistlichen.

Das Zockerherz schlägt beim Würfelspiel in der Taverne höher, in den Bergen steht zudem der Turm des Zauberers Math für Besuche offen. Der bringt einem nicht unbedingt Algebra näher, dafür verschenkt er magische Gegenstände. Wenn man gleich mehrfach bei ihm anklingelt, verwandelt er unseren Ritter in eine Kröte, was das Aussetzen über drei Runden zur Folge hat. Konsequenzen hat das aber nur, wenn die Konkurrenz nicht vom Computer halbherzig über die Karte bugsiert wird. Als Endgegner wartet im Steinkreis übrigens ein weiblicher blauer Wirbelwind mit Klauen und Oberweite. Der verschießt zwar Energieblitze, hat spitzem Stahl aber auch nicht viel entgegenzusetzen. Was folgt ist das finale Mondstein-Ritual in Stonehenge, nach dem sich der Ritter in ein Sternbild verwandelt.

In den frühen Neunzigern war „Moonstone“ technisch auf der Höhe der Zeit. Heute reicht es für nostalgisches Flair und antiquiertes Blutvergießen. Eine gewisse Kreativität kann dem Gore-Anteil nicht abgesprochen werden, wenn bisweilen ein Kopf fliegt (oder alternativ abgebissen wird) oder die Spielfigur mit einem finalen Hieb in seine Einzelteile zerlegt wird. Sinnstiftend ist das fraglos dezent eintönige Gemetzel kaum. Spaß bereitet es trotzdem – und das selbst heute noch.

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