Gallows – Orchestra of Wolves (2006, In At the Deep End Records/Epitaph Records)

gallowswolvesAuf einer Platte die Welt erklären – für GALLOWS kein Problem. Ob Herzschmerz oder politisch motivierte Breitseite, die Hertfordshirer bedienen das volle Programm. An der Marschrichtung ändert sich dabei nichts. Bei jedem der 12 Songs ihres Debüts „Orchestra of Wolves“ – das mit Veröffentlichung über Epitaph Records um drei weitere ergänzt wurde – geben sie Vollgas. Der entscheidende Trumpf ist Sänger Frank Carter. Er ist von eher unscheinbarer Statur, dafür schwer tätowiert und vor Publikum ein schierer Derwisch. Und schreien kann er. So richtig schön abgefuckt, mit einer ordentlichen Portion Leidensfähigkeit in der rauen Stimme. Die ist von fast gesprochenen Passagen bis hin zum derben Wutausbruch so vielseitig wie eigenwillig barsch. Der herbe britische Akzent ist das I-Tüpfelchen, sublimiert er doch die Nähe zur Straße. Das schafft Glaubwürdigkeit.

Ihre hyperenergetische Mischung aus Hardcore, Rock und Punk ist vielseitig, ausgefeilt und doch ungebeugt. Anbiederungsmentalität und Szenedenken scheint ihnen fern. Vielleicht erregten sie gerade deshalb das Interesse der Majorindustrie. Kürzlich unterzeichneten sie einen hochdotierten Vertrag über zwei Platten mit Warner. Ob es auf denen ähnlich entfesselt zugehen wird wie auf dem furiosen Erstling, darf angezweifelt werden. Den Weg des geringsten Widerstands geht der Vierer zu keiner Zeit. Mehr als die Hälfte ihrer Stücke überschreitet die Marke von drei Minuten. Von der simplen Aneinanderreihung der ewig gleichen Akkorde kann da keine Rede sein. GALLOWS sind ungewöhnliche wie eigenwillige Musiker, die ihre Vision des Punk mit beeindruckender Cleverness Wirklichkeit werden lassen. Und die damit verbundene Spannung hatte das Genre auch bitter nötig.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

scroll to top