Fright Night (USA 2011)

fright-night-2011Ein Ende der Vampir-Welle in Kino und TV ist nicht abzusehen. Gleiches gilt auch für den in Hollywood grassierenden Wiederverwertungswahn. Und obwohl „Fright Night“ gleich beide Lager bedient, besteht kein Grund zur Klage. Denn „Lars und die Frauen“-Regisseur Craig Gillespie nimmt sich Tom Hollands liebenswerter, wenn auch mittlerweile leicht angestaubter gleichnamiger Horror-Komödie von 1985 (dt. Alternativtitel: „Die rabenschwarze Nacht“) mit dem erforderlichen Respekt an und motzt die ironische Modernisierung des Mythos zeitgemäß (und natürlich in 3D) auf.

Mit seiner alleinerziehenden Mutter (Toni Collette, „Little Miss Sunshine“) lebt Teenager Charley Brewster (Anton Yelchin, der Chekov aus J.J. Abrams „Star Trek“-Neuauflage) im Umland der US-Glücksspielmetropole Las Vegas. Das Vorortviertel wirkt idyllisch, im Ödland von Nevada jedoch wie ein künstlich verpflanzter Fremdkörper. Nicht wenige Einwohner ruhen am Tage und arbeiten in der Nacht. Für einen Vampir sei diese Umgebung die perfekte Tarnung. Von den Theorien seines ehemals besten Freundes, dem kindgebliebenen Nerd Ed (Christopher Mintz-Plasse, „Kick-Ass“), will der durch Freundin Amy (Imogen Poots, „28 Weeks Later“) mittlerweile Anschluss an die coolen Kids haltende Charley jedoch nichts hören.

In der Region aber häufen sich die Nachrichten spurlos verschwundener Personen. Als Schuldigen hat Ed den neuen Nachbarn der Brewsters ausgemacht. Doch der, mit enormer Spielfreude verkörpert von Colin Farrell („Miami Vice“), entpuppt sich als charmanter Beau. Und welcher Vampir würde schon Jerry heißen? Erst als auch Ed vermisst wird begibt sich Charley auf Spurensuche und blickt schnell in den teuflischen Abgrund hinter der bürgerlichen Fassade des charismatischen Blutsaugers. Rat erhofft er sich von Las Vegas-Bühnenmagier Peter Vincent (David Tennant, „Doctor Who“). Aber der selbsternannte Okkultismus- und Vampir-Experte entpuppt sich als versoffener und selbstsüchtiger Exzentriker.

Mit viel Ironie und effektiv platzierten Schockmomenten treiben Gillespie und „Buffy“-Autorin Marti Noxon die Geschichte voran. Pointierte Dialoge, die charmante Zitation des Originals – einschließlich eines Gastauftritts von Ur-Vampir Chris Sarandon – und nicht zuletzt die gut ausgearbeiteten Charaktere heben „Fright Night“ weit über den Durchschnitt typischer US-Remakes. Hollands Version hält die Neuverfilmung aber bereits deshalb stand, weil sie eben keine schlichte Kopie ist und die Prämisse des Plots eigenwillig variiert. Anstatt den vorgegebenen Spuren zu folgen, beansprucht der Film für sich und die Figuren ein eigenes Profil.

Auch trägt Jerry keine ambivalenten Züge. Er bleibt ein Monster, dessen Unberechenbarkeit dem überraschungsarmen Plot seine grundlegende Spannung erhält. Verzeihlich bleibt damit die absehbare Entwicklung. Die Bedrohung durch den obendrein Amy begehrenden Vampir nimmt zu, Ed kehrt seinerseits als Untoter zurück und Peter Vincent steht Charley bei der finalen Konfrontation zur Seite. Dieser vorgestanzten Dramaturgie entlocken die Macher neben dem bewährten Kontrast aus Situationskomik und blutigen Schrecksekunden kreative Impulse, die Hollands ursprünglichen Entwurf gewinnbringend weiterentwickeln. Zumal auch die Schauspieler ungeachtet des überschaubaren Entwicklungsspielraumes restlos überzeugen. Diesem Beispiel könnten ruhig mehr Remakes folgen.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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